Eines ist sicher: Alpha-Liponsäure bremst den Alterungsprozess. In vielen Fällen ist eine künstliche Zufuhr nützlich.
Soll man Moleküle zu sich nehmen, die der Körper auch selber produziert? Im Idealfall, das heisst bei gesunder Ernährung und Lebensführung, brauchen wir das nicht. Unter weniger idealen Voraussetzungen kommt es auf das Verhältnis der Haupt- und der Nebenwirkungen sowie die Kosten an. Bei der Alpha-Liponsäure ALA stimmt dieses Verhältnis.
Länger fit und aufnahmefähig
Als Zellbiologe und Medizinschriftsteller weiss Josef Pies, welche wichtigen Aufgaben die Alpha-Liponsäure in der Zelle erfüllt. Weil er die Gefahr von Nebenwirkungen als vernachlässigbar einschätzt, wollte Pies auch einmal praktisch testen, wie diese Säure wirkt, wenn man morgens und abends je 50 Milligramm davon schluckt. Er berichtet: «Nach wenigen Wochen liessen die oft als Wehwehchen abgetanen ersten Altersbeschwerden wie Gelenkschmerzen nach, und ich bin heute auch nach harten Arbeitstagen länger fit und aufnahmefähig. Dass ich die erste Grippewelle unversehrt überstanden habe, muss ich nicht ausdrücklich betonen.»
Das klingt ziemlich allgemein und kaum kontrollierbar. ALA wirkt nun einmal weniger spezifisch gegen bestimmte Krankheitsbilder, sondern mehr allgemein unterstützend. Zusammen mit den Vitaminen C und E, mit dem Ko-Enzym Q10 und dem körpereigenen Eiweiss Glutathion ist ALA einer der fünf wichtigsten Radikalenfänger – ein Schlüsselspieler in unserer Immunabwehr.
Gegen Alzheimer und Multiple Sklerose
Doch ALA hat das breiteste Anwendungsgebiet. Als Einziger der fünf Radikalenfänger ist die Säure sowohl wasser- als auch fettlöslich, und kann die Blutschranke des Gehirns durchdringen. Das ist auch der Grund, warum ALA inzwischen auch auf die Wirkung gegen Alzheimer und Multiple Sklerose getestet wurde, und zwar mit einigem Erfolg.
Ein Versuch mit neun Alzheimer-Patienten mit je 600 Milligramm täglich verlief so ermutigend, dass er nach zwölf Monaten auf 43 Personen ausgedehnt wurde. Die Krankheit konnte zwar nicht gestoppt, aber deutlich verlangsamt werden. In einer anderen Studie wurde ALA mit Acetyl-l-Carnitin kombiniert, was die Wirkung noch verbessern soll.
Eine der wichtigsten Wirkungen von ALA besteht darin, dass sie die Verzuckerung von Eiweiss verhindert. Die Häufung von verzuckerten Eiweissen (Advanced Glycation Endproducts oder AGE) ist eines der zentralen Merkmale des Alterungsprozesses und betrifft vor allem langlebige Eiweissverbindungen, wie sie etwa in den Augenlinsen oder in der Markscheide der Nervenzellen (im Myelin) oder im Kollagen der Haut vorkommen. Das erklärt die vorbeugende Wirkung von ALA, etwa gegen grauen Star, gegen die durch eine Schädigung der Myelinschicht verursachte Multiple Sklerose oder gegen Hautschäden.
Hilft bei Diabetes
Gut erforscht ist die Wirkung von ALA bei Diabetes mellitus und beim metabolischen Syndrom, der Vorstufe von Diabetes. (Hoher Blutdruck, Übergewicht, hohe Blutfettwerte.) Bei Diabetes besteht das Problem darin, dass die Zellen insulinresistent werden und sich weigern, die im Blut zirkulierende Glucose aufzunehmen. Dabei kommt es zu oxydativem Stress bzw. zur Bildung von freien Radikalen. ALA hilft dabei in doppelter Weise. Erstens, indem sie die Aufnahme von Glucose in der Zelle um bis zu 50 Prozent steigert, und zweitens, indem sie die freien Radikalen bekämpft.
ALA wirkt schneller, wenn sie direkt ins Blut gespritzt wird. Dabei kommen Dosierungen von über 1000 Milligramm zum Einsatz. Einige Ärzte bieten solche Kuren an (etwa in Kombination mit niedrig dosiertem Naltrexon). Ein wichtiges Anwendungsgebiet sind die – sehr schmerzhaften – diabetischen Nervenstörungen und Blutzuckerstörungen. Indem ALA beim Abbau von Blutzucker hilft, entlastet es die Bauchspeicheldrüse.
Der US-Arzt Burt Bergson schwört auf intravenöse ALA. In seinem Buch «Alpha Lipoic Acid Breakthrough» dokumentiert er Heilerfolge, unter anderem bei Lungen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Eine Tagesdosis von 200 bis 300 Milligramm ALA kostet je nach Quelle etwa 20 bis 35 Rappen. Nebenwirkungen sind nicht zu befürchten. Diabetiker müssen ihre Medikamente neu einstellen. Ein Versuch könnte sich lohnen.
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