Montag, 9. Mai 2016

Giersch: Wildgemüse und Heilpflanze

Giersch



Welcher Gärtner wünscht sich nicht das ultimative Super-Gemüse, das:
• völlig unkompliziert wächst und keinerlei Pflege braucht
• man das ganze Jahr über ernten kann und das ständig frisch treibt
• sowohl als Salat, als Spinat, als Gemüse und Gewürz vielseitig verwendbar ist
• super gesund ist und extrem viel Vitamine und Mineralien enthält
• gegen so schlimme Krankheiten wie Gicht und Rheuma, aber auch gegen Erkältung hilft
• auch noch zum Mulchen taugt und Biomasse für einen guten Kompost bildet?
Ihr sagt jetzt bestimmt: „Jeder!“ Angesichts der vielen tollen Eigenschaften des auch Erdholler genannten Wildgemüses müsste man das eigentlich auch annehmen. Doch gerade der Giersch ist eine der von Gärtnern am meisten gefürchteten Pflanzen überhaupt. Seine ungestüme Vitalität macht ihn unbeliebt, denn wo er einmal wächst, ist er eigentlich nicht mehr wegzukriegen. Hackt man ihn weg, so treibt er nur umso emsiger aus jedem noch so kleinen Wurzelstück eine neue Pflanze. Wer Giersch im Garten von bestimmten Stellen vertreiben will, der muss ihn deshalb möglichst fleißig ernten. Damit schwächt man die Pflanzen und sie treiben mit der Zeit immer weniger aus; was man nicht essen kann, kann als Mulch auf dem Beet belassen oder auf den Kompost gegeben werden. So erhält der Boden wertvolle Nährstoffe.

Eine Frage der Definition


Wenn man den Giersch als Wildgemüse und Heilpflanze und nicht als Unkraut sieht, wird man sich schnell mit ihm anfreunden. Wenn man seine positiven Eigenschaften kennen gelernt hat, ist man vielleicht sogar froh, soviel von ihm zu haben. Die Koreaner sind den hiesigen Gärtnern da schon einen Schritt voraus. Dort wird der Giersch sogar als normales Gemüse angebaut. Auch in den früheren Kloster- und Bauerngärten wurde er als Nutzpflanze kultiviert.
Aber kultivieren muss man ihn ja gar nicht, denn er wächst ganz unkompliziert und von selbst. Kaum ist der Schnee geschmolzen, entfalten sich die ersten Triebe. Wegen der dreigeteilten, dem Fußabdruck einer Ziege ähnelnden Form seiner Blätter wird er auch Dreiblatt oder Geißblatt genannt. Wie das Gänseblümchen stand er vermutlich schon in der Steinzeit auf dem Speiseplan.

Vielseitig in der Küche nutzbar


3 mal 3, das ist die Formel der Giersch-Pflanze: An einem dreieckigen Blattstiel kommen dreigezackte Blätter hervor. Besonders die jungen, gerade entfalteten, noch hellgrünen Triebe sind am leckersten für frische Salate. Sie schmecken nach einer Mischung aus Spinat, Möhre und Petersilie mit einem Hauch von Sellerie. Bei regelmäßiger Ernte treiben diese zarten Blätter unerschöpflich das ganze Jahr über immer wieder nach.
Ältere Blätter sind etwas intensiver im Geschmack und auch etwas zäher. Sie eignen sich zum Kochen als Spinat und als Zugabe zu vielen Speisen wie Kräuterbutter, Pesto, Suppen, Soßen, Kartoffelgerichten, Bratlingen, Gemüsebroten, Auflauf … .
Getrocknet und zu Pulver verrieben sind die Blätter ebenso wie die etwas schärferen Samen übrigens auch ein gutes Gewürz für Suppen und Saucen und können wie Petersilie verwendet werden. Die Giersch-Samen werden ca. 3mm lang und ähneln den Früchten von Dill oder Fenchel.
Auch die Giersch-Blüten sind essbar. Sie sind süßer als der Rest der Pflanze und können Salate oder Suppen verschönern. Außerdem aromatisieren sie Essig, Öl oder Kräuterlimonade. Besonders saftig sind die Stiele und Knospen. Sie kommen frisch, als Gemüse oder auch eingesäuert wie Sauerkraut auf den Wildkraut-Teller.

(Quelle: Wiki)

Wertvolle Inhaltsstoffe


Wie viele Wildkräuter ist auch der Giersch ein wahres Vitamin C-Wunder. Er enthält mehr als 15 mal soviel Vitamin C wie der Kopfsalat, viermal soviel wie Zitronen und schlägt sogar den Rosenkohl, eines unserer vitaminreichsten Kultur-Gemüse noch um das Doppelte.

 Auch bei den Mineralstoffen ist der Giersch den Standard-Gemüsen weit überlegen. Während es der Grünkohl, eines der mineralstoffreichsten Kultur-Gemüse, gerade mal auf 2 mg Mineralien und Spurenelemente pro 100g bringt, enthält der Giersch mit 27 mg mehr als 13 mal soviel. 

Außerdem ist er besonders reich an Eisen, Kalium, Magnesium, Calcium, Zink, Bor, Kupfer, Mangan, Titan und Kieselsäure.

Geschätztes Heilmittel


Durch den hohen Gehalt an Mineralien wirkt Giersch basisch und fördert den Stoffwechsel und die Harnorgane. Er entsäuert und entwässert den Körper, stärkt das Bindegewebe und hilft, dort eingelagerte Säuren und Giftstoffe auszuschwemmen – ideal zum Beispiel für eine Frühjahrskur und früher wichtiger Bestandteil der Gründonnerstagssuppe.
Die Volksheilkunde schätzte den Giersch früher außerdem besonders bei der Behandlung von Rheuma und vor allem Gicht. Davon zeugt auch sein lateinischer Name Aegopodium podagraria, der übersetzt ungefähr „die Gicht heilendes Ziegenfüßchen“ bedeutet. 

Die heutige Forschung konnte bisher keine Inhaltsstoffe nachweisen, welche die nachgesagte Wirkung auf die Gicht belegen. 

Aber das heißt ja nicht, dass man die schmerzlindernden, krampflösenden und entgiftenden Eigenschaften des Giersch nicht trotzdem für sich nutzen kann. Und wenn das Zipperlein an den Zehen oder Händen zuschlägt, bringt vielleicht ein Breiumschlag mit Gierschblättern genauso eine erste Linderung wie bei Insektenstichen. Auch der Tee aus dem Kraut soll helfen, weiteren Gicht-Anfällen vorzubeugen. Durch den hohen Vitamingehalt ist Giersch außerdem bei Erkältungen ein sinnvoller Unterstützer.


Gierschsuppe


Die »Vierländer Gierschsuppe« geht schnell und einfach und schmeckt Alt und Jung:

Sie brauchen Kartoffeln, Gierschblätter (ca. 1 Handvoll pro Person; am besten junge, noch glänzende Blätter sammeln), saure Sahne oder Crème fraîche oder ein Stück gute Butter.

Die Kartoffeln schälen, klein würfeln und in Salzwasser fast gar kochen. Die gewaschenen, trockengeschleuderten und grob gehackten Gierschblätter dazugeben und kurz mitkochen. Vom Feuer nehmen und mit dem Pürierstab eine schöne, sämige Suppe herstellen. Ggf. mit Milch oder Sojamilch verdünnen. Am Schluss die Sahne einrühren - fertig! Nachsalzen erübrigt sich, weil der Giersch von sich aus viel Aroma mitbringt.


Historisches


Schon die alten Römer schätzten den Giersch im Salat, in europäischen Königshäusern soll das wohlschmeckende Gierschgemüse als Delikatesse gegolten haben. Ärzte und Heilkundige wussten schon im Altertum, dass das Kraut Rheumatismus und Gicht lindern kann. Schaut man sich die Inhaltsstoffe des Giersch an, wie sie das Labor der Staatlichen Forschungsanstalt für Gartenbau Weihenstephan analysiert hat, erkennt man einen basischen pH-Wert und jede Menge an Vitamin C und wertvollen Mineralien. Es verwundert daher nicht, dass Hildegard von Bingen das Wesen des Giersch als »unbändig und stärkend« beschrieb und ihm den Namen Viriditas (Grünkraft) gab.

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