Lichttherapie kann saisonale Depressionen vertreiben
Unsere innere Uhr steuert unseren Schlaf-Wachrhythmus und die Stoffwechselvorgänge im gesamten Organismus. Taktgeber für diese Uhr ist das Sonnenlicht. Wenn es am Abend dunkel wird werden wir müde, denn dann schüttet unser Körper das Hormon Melatonin aus, das uns schlafbereit macht. Wenn es am Morgen wieder hell wird stoppt die Melatonin-Produktion, und das Hormon Serotonin gewinnt die Oberhand. Dieser Nervenbotenstoff sorgt für die Informationsübertragung zwischen den Gehirnzellen, wirkt stimmungsaufhellend und allgemein aktivierend. In allen Fällen, in denen diese innere Uhr aus dem Takt geraten oder das Zusammenspiel der beiden Hormone gestört ist, kann eine Therapie mit gezielt eingesetztem Licht für Abhilfe sorgen.
Wenn im Winter die Tage kürzer und dunkler werden führt das fehlende Licht zu einer erhöhten Melatonin-Produktion und damit auch zu einem Mangel an Serotonin. Dieses Ungleichgewicht zwischen den beiden Hormonen kann einen depressiven Zustand auslösen, den Mediziner Winterdepression oder saisonabhängige Depression (SAD) nennen. Dass hier die Behandlung mit Licht die wirksamste Strategie gegen Winterdepressionen ist, haben bereits mehrere Studien nachgewiesen.
Der Wirkungsmechanismus dieser Lichttherapie ist ganz einfach und vollkommen natürlich, denn sie arbeitet mit einer Lichtquelle, die in ihrer Strahlung dem Sonnenlicht ähnelt. Allerdings sind bei den therapeutischen Lampen die schädlichen UV-Strahlen durch den Vorsatz einer speziellen Glasscheibe herausgefiltert. Über die Augen wird die Lichtstrahlung der Lampe aufgenommen und über den Sehnerv zum Gehirn weitergeleitet. Hier erreicht sie direkt den Taktgeber im Mittelhirn (Nucleus suprachiasmaticus) und kann so zu einer Freisetzung der „Glückshormone" führen. Um einen therapeutischen Effekt zu erzielen, müssen Sie zu Beginn täglich eine Lichtdusche mit der Speziallampe nehmen. Die ersten positiven Effekte werden Sie bereits nach vier Tagen bemerken. Je nach Gerät schwankt die erforderliche Dauer der Lichtexposition zwischen 30 und 120 Minuten.
Wie macht man das konkret?
Die Lichtintensität der therapeutischen Lampen wird - wie bei jeder anderen Lichtquelle auch - in Lux gemessen. So stark sind die verschiedenen Lichtquellen:
- normale Raumbeleuchtung: 300 bis 800 Lux
- Therapielampen: 2.500 bis 10.000 Lux
- heller Sonnentag: 10.000 Lux
Um eine medizinische Wirkung zu erzielen, muss Ihre Therapielampe eine Helligkeit von mindestens 2.500 Lux haben. Lampen mit einer niedrigeren Luxzahl sind eher Wellness-Lampen und für medizinische Zwecke nicht geeignet. Lichttherapien werden zwar auch in einigen Arztpraxen angeboten - bequemer ist diese Behandlung jedoch zu Hause. Die therapeutische Lampe (im Sanitäts- und Internethandel zwischen 200 und 500 €) müssen Sie allerdings selbst kaufen.
Für den größten therapeutischen Nutzen sollten Sie Ihre Lichtdusche gleich nach dem Aufstehen in den Morgenstunden durchführen. Dabei müssen Sie nicht ständig in die Lampe schauen. Sie können während der Lichttherapie z. B. lesen, am Schreibtisch arbeiten oder handarbeiten. Außer den Lampen zur Lichttherapie gegen Depressionen sind im Handel auch Lichtwecker (ab ca.70 €) erhältlich, die sowohl einen Sonnenaufgang als auch einen Sonnenuntergang simulieren können. Auf diese Weise wird sowohl morgens zum Erwachen als auch abends als Einschlafhilfe die jeweils notwendige Hormonausschüttung angekurbelt.
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