Sonntag, 31. Juli 2016

Kurkuma erhöht die Anzahl der Stammzellen im Gehirn

Kurkuma steigert auf natürliche Weise
das Wachstum von Gehirnzellen


Laut einer neuen Studie, die in der Zeitschrift Science Daily veröffentlicht wurde, könnte das seit Urzeiten bekannte indische Gewürz Kurkuma die Gesundung eines verletzten Gehirns unterstützen und auch zur Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen eingesetzt werden.



Um die Wirkung von Kurkuma auf Gehirnzellen zu untersuchten, badeten Wissenschaftler zunächst endogene neurale Stammzellen – das sind Stammzellen aus erwachsenen Gehirnen – in Extrakten einer chemischen Substanz aus der Kurkuma. 

Im Vergleich mit einer Kontrollgruppe, die diese Substanz nicht erhielt, beobachteten sie ein um 80 Prozent gesteigertes Wachstum von Stammzellen.

Wir alle wissen, dass Kurkuma sehr gesund für Menschen ist; es kann verschiedene Krankheiten lindern oder heilen, und das ganz ohne Nebenwirkungen. Viele Studien haben gezeigt, dass Cholesterinsenker, Antidepressiva, Schmerzmittel oder entzündungshemmende Medikamente potenziell durch das uralte Gewürz ersetzt werden können.

Das klingt beeindruckend, ist aber noch längst nicht alles, denn Kurkuma kann möglicherweise auch dazu beitragen, bei Menschen nach Kopfverletzungen oder Schlaganfällen das geschädigte Gehirn zu reparieren.

Studie zeigt: Kurkuma unterstützt das Stammzellwachstum 

Im nächsten Schritt des Experiments injizierten die Forscher aromatisches ar-Turmeron (ein chemisches Extrakt aus der Kurkuma) in Teile des Gehirns einer Ratte und beobachteten ein ähnlich gesteigertes Wachstum und vermehrte Proliferation von Stammzellen in Neuronen, wie Dr. Adele Rüger, Koautorin der Studie, mitteilt.

Anhand von PET-Aufnahmen entdeckten die Wissenschaftler bei den Ratten, die die Kurkuma-Injektionen erhalten hatten, eine Weitung der Subventrikulären Zone (SVZ) und einer Vergrößerung des Hippocampus.

Die Autoren bezeichneten diese Beobachtung als signifikant, da es sich bei der SVZ und dem Hippocampus im Gehirn von Säugetieren um die zwei Bezirke handele, in denen die Neurogenese,das Wachstum von Neuronen, auftrete.

Dank der neuralen Stammzellen kann sich das Gehirn innerhalb gewisser Grenzen selbst reparieren. Neurale Stammzellen wandeln sich bei Stimulation in Neuronen und zwei andere Arten von Neuralzellen. Dies trage zur Wiederherstellung des Gehirns bei, berichtet Newsweek.

Frühere Studien hatten ergeben, dass eine Steigerung der Anzahl der neuralen Stammzellen bei Versuchstieren zu einer besseren Regeneration [beispielsweise] nach einem Schlaganfall beitrage, sagte Rüger, die als Wissenschaftlerin am Universitätsklinikum Köln und am Institut für Neurowissenschaften und Medizin [in Jülich] tätig ist.

Nach Ansicht der Wissenschaftler verhindert ar-Turmeron die Aktivierung von Mikrogliazellen. Werden diese Zellen aktiviert, tragen sie zur Neuroinflammation bei, die das Gehirn beeinträchtigt und laut früheren Studien mit verschiedenen neurologischen Erkrankungen in Verbindung gebracht wird.

Bisher war Wissenschaftlern nicht bekannt, dass ein Kurkuma-Extrakt das Gehirn zur Selbstreparatur bewegen könnte


Auf der Grundlage dieser neuen Erkenntnisse halten es die Wissenschaftler für denkbar, dass das Gewürz erfolgreich zur Behandlung degenerativer Erkrankungen wie Alzheimer eingesetzt werden könnte.

Es sei zwar beschrieben worden, dass mehrere Substanzen die Proliferation von Stammzellen im Gehirn fördern, aber nur wenige Medikamente förderten darüber hinaus die Differenzierung von Stammzellen zu Neuronen. Gerade dies sei ein wichtiges Ziel in der regenerativen Medizin, betonte Rüger. »Die Ergebnisse über aromatisches Turmeron bringen uns diesem Ziel einen Schritt näher.«

Zusätzlich zur Wiederherstellung des Gehirns zeigt ar-Turmeron weiteren Nutzen, unter anderem wirkt es antimikrobiell und antimykotisch. Man nimmt an, dass es hilft, die Leber gesund zu halten, es kann sogar als Mittel gegen Schlangenbisse angewendet werden.

Auch ein weiterer Kurkuma-Extrakt, das Curcumin, ist sorgfältig untersucht worden. Es ist bekannt dafür, Entzündungen zu lindern; aufgrund seiner antioxidativen Eigenschaften hilft es, freie Radikale im Körper zu bekämpfen, wie die Website Authority Nutrition mitteilt. Freie Radikaletragen zur Alterung und zum Fortschreiten von Krankheiten bei.

Wie Wissenschaftler betonen, trägt Curcumin auch dazu bei, die Gehirntätigkeit zu erhöhen, es mindert das Risiko von Gehirnerkrankungen und fördert die Bildung eines Hormons, das für die Prävention von Depression und Alzheimer verantwortlich ist.

Die Bildung des Wachstumsfaktors BDNF (nach dem Englischen Brain-Derived Neurotrophic Factor), der als Hormon für die Gehirnfunktion zuständig ist, wird durch Curcumin gesteigert. Wissenschaftler vermuten, dass die vermehrte Bildung von BDNF Erkrankungen des Gehirns verzögern oder heilen, das Gedächtnis stärken und uns klüger machen kann.

Mit jeder Studie, bei der eine zusätzliche gesunde Wirkung von Kurkuma entdeckt wird, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Forschung eines Tages die unglaublichen Fähigkeiten dieses Gewürzes vollständig verstehen wird.

Freitag, 29. Juli 2016

Galaktose: Ein Zucker gegen die Vergesslichkeit




Galaktose: Ein Zucker gegen die Vergesslichkeit




Ein enger Verwandter des Traubenzuckers könnte nach ersten Studien gegen leichte Formen von Demenz helfen. Aber der entgültige Beweis steht noch aus.

Die Tochter ist angetan von dem besonderen Zucker, mit dem sie seit einiger Zeit den Tee ihrer demenzkranken Mutter süßt. In einem Internetforum berichtet sie, die 86-Jährige erzähle seitdem nicht mehr ganz so wirre Geschichten. „Meine Mutter bekommt jetzt seit gut drei Monaten die Galaktose und ich kann inzwischen sagen, dass sie definitiv darauf anspricht.“ Ihre Mutter sei zwar nach wie vor sehr vergesslich. Doch immerhin helfe ihr das Pulver besser als die zuvor vom Arzt verordneten Medikamente, ihre Gedanken zu ordnen. Mit Kosten von rund 40 Euro pro Monat sei es zudem erschwinglich.


Es sind Einzelfälle, über die im Netz berichtet wird. Doch das Wirkprinzip ist plausibel. Unser Gehirn ist für seine Arbeit auf Zucker angewiesen, rund 150 Gramm davon braucht es jeden Tag. Doch unter Umständen hat der Traubenzucker (Glukose), den wir mit der Nahrung zuführen, Schwierigkeiten, im Kopf anzukommen. Etwa, wenn das für die Glukoseverwertung wichtige Insulin wegen einer Zuckerkrankheit (Diabetes) oder einer Vorstufe davon nicht mehr wirkt. Damit es wirkt, braucht es an den Zellen biochemische „Antennen“, sonst kann es trotz reichlicher Zufuhr in unserem Zentralnervensystem zu einem Mangel kommen. Einem Defizit, das auch bei der Entwicklung einer Demenz eine Rolle spielen kann.


Erste Berichte über Galaktose und Gedächtnisleistung klingen begeistert


„Die Natur hat dafür jedoch eine Hintertür offengelassen“, sagt Werner Reutter, Biochemiker an der Berliner Charité. „Galaktose, der Schwesterzucker der Glukose, kann im Gegensatz zur Glukose unabhängig vom Insulin in die Zellen gelangen.“ 


Dabei ist ein Transportereiweiß namens GLUT-3 im Spiel, für dessen Funktionieren kein Insulin nötig ist. Das Konzept ist plausibel und die Berichte über Verbesserungen der Gedächtnisleistung bei Menschen mit leichter Demenz klingen begeistert. Doch größere Studien, die belegen, dass Galaktosepulver bei Menschen wirkt, fehlen bislang.

Vor kurzem ist jedoch in der Fachzeitschrift „Neuropharmacology“ eine Arbeit erschienen, in der über ein erfolgreiches Tierexperiment berichtet wurde. Die Pharmakologin Melita Salkovic-Petrisic von der Universität Zagreb konnte in Zusammenarbeit mit Reutter zeigen, dass Ratten, deren Insulin-Andockstellen (Rezeptoren) gezielt durch die Gabe der Substanz Streptozotocin außer Gefecht gesetzt wurden, ihr Gedächtnis nicht verloren, wenn sie danach mit dem Trinkwasser Galaktose bekamen.


Die Tiere, die nach dieser Blockade der Insulinrezeptoren nur ihr normales Futter und Wasser angeboten bekamen, fanden ihre gewohnte Futterstelle dagegen nicht mehr von allein. Ihr Gedächtnis hatte empfindlich gelitten. „Die Galaktosegabe über das Trinkwasser wirkt sich wohltuend auf Lernen und Gedächtnis aus. Studien zu kognitiven Defiziten, die mit einem schlecht funktionierenden Glukosestoffwechsel verbunden sind, könnten lohnend sein“, folgern die Autoren.


Der Dünndarm spaltet Milchzucker in Galaktose und Traubenzucker auf

Galaktose – das Wort enthält den griechischen Begriff für Milch. Und tatsächlich ist es der Milchzucker Laktose, der im Dünndarm in Galaktose und Glukose aufgespalten wird. Viel Milch oder Milchprodukte zu sich zu nehmen reiche trotzdem nicht, damit die Gehirnzellen genug Galaktose abbekommen, meint Reutter. 


Denn erstens muss ein Konzentrationsgefälle zwischen Blut und Hirnzellen vorliegen, damit die Galaktose auf einfachem Weg in die Zellen gelangt. Und zweitens vertragen rund zehn Prozent der erwachsenen Mitteleuropäer Laktose überhaupt nicht oder nur in kleineren Mengen, weil sie einen Mangel an dem Enzym Laktase haben

Größere Mengen an laktosehaltigen Milchprodukten können sie sich nur um den Preis von Bauchkrämpfen und Durchfall zu Gemüte führen. Die Autoren plädieren deshalb dafür, gegen leichte Ausprägungen von Verwirrtheit und Demenz reine Galaktose einzunehmen, etwa den Tee damit zu süßen.

Galaktose ist ein Lebensmittel, kein Medikament. „Schädliche Wirkungen sind nicht zu befürchten“, sagt Mediziner Reutter. Einzige Ausnahme sind Menschen mit einem erblichen Enzymmangel, der den Abbau dieser Zuckerform verhindert. Die Störung namens Galaktosämie ist jedoch, im Unterschied zur Laktose-Unverträglichkeit, extrem selten und wird schon bei Neugeborenen erkannt.

Paradox: Das Gehirn von Zuckerkranken "hungert" nach Zucker


Dass ausgerechnet eine besondere Form von Zucker Menschen mit zu hohem Blutzucker helfen soll, erscheint paradox. „Im Gehirn von Diabetikern scheint es trotz ihres hohen Blutzuckerspiegels einen Mangel an Glukose zu geben“, bestätigt aber Agnes Flöel, Neurologin an der Charité, die seit Jahren zum Thema Diabetes und Demenz, menschliches Gedächtnis und Zuckerstoffwechsel forscht.


Ein Mangel, der sich auf das Gedächtnis auswirkt. Eine Studie ihrer Arbeitsgruppe, die im letzten Jahr in der Fachzeitschrift „Neurology“ veröffentlicht wurde, zeigt, dass selbst bei Noch-Gesunden die Gedächtnisleistung umso schlechter ist, je höher die Langzeitwerte des Blutzuckers sind. „Ist der dafür maßgebliche HbA1C-Wert dagegen niedrig, dann sind die Zellen empfindlicher für die Wirkung von Insulin und können Glukose besser aufnehmen.“ Was nachweislich dabei hilft, die Stoffwechsellage in diese gewünschte Richtung zu verbessern, ist Abnehmen und körperliche Aktivität.


Der stichhaltige Beweis dafür, dass auch Galaktosepulver dem Gedächtnis von Menschen mit einer leichten Demenz aufhelfen kann, deren Antennen für Insulin nicht mehr hinreichend funktionieren, steht dagegen noch aus. Dafür wäre eine große und kostspielige klinische Studie nötig.

Mittwoch, 27. Juli 2016

Alzheimer, Insulin und Galactose: Ein "Schwesterzucker" der Glucose gibt Hirnzellen neue Energie.

Alzheimer, Insulin und Galactose: Ein "Schwesterzucker" der Glucose gibt Hirnzellen neue Energie.



 
Demenz durch Alzheimer - die Erkrankung ist mittlerweile für die ansonsten so gesund und fit wie nie in die Rente gehenden Deutschen eines der größten Schreckgespenster des Alterns. 

Der überwiegende Anteil der Betroffenen leidet an der nicht erblichen, sogenannten sporadischen Form der Erkrankung, deren Ursachen nach wie vor nicht eindeutig geklärt sind. 

Ein neuerer, in vieler Hinsicht einleuchtender und durch diverse Studienergebnisse gestützter Erklärungsansatz sieht Alzheimer als eine Art Diabetes des Gehirns [1,2]. 

Im Rahmen dieser Überlegungen ist auch Galactose als eine alternative Energiequelle für Nervenzellen ins Gesichtsfeld der Forschung gerückt. Lesen Sie hier, wie ein einfacher Zucker helfen könnte, die kognitive Leistungsfähigkeit von Demenzkranken zu verbessern.

Alzheimer als Insulinresistenz: Ein interessanter Erklärungsansatz


Die klassische Alzheimerforschung sieht die mit der Demenzerkrankung assoziierten Beta-Amyloid-Plaques und Tau-Protein-Fibrillen im Gehirn als Ursache der kognitiven Defekte. Genetische Risikofaktoren, Toxine, aber auch Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes und erhöhte Blutfettwerte begünstigen die Bildung dieser zerstörerischen Eiweißsubstanzen.

Ein alternativer, aktuell heiß diskutierter Ansatz in der Alzheimer-Forschung hält die Plaques und Fibrillen dagegen für sekundäre Folgen eines Geschehens, das mit einer Art Diabetes des Gehirns seinen Anfang nimmt. Ähnlich wie beim Typ-2 Diabetes soll dieser Stoffwechselstörung eine Insulinresistenz der normalerweise auf Insulin reagierenden Zellrezeptoren im Gehirn zugrunde liegen.

Kognitive Prozesse verbrauchen große Mengen an Energie. Zu ihrer Bereitstellung verlässt sich das Gehirn voll und ganz auf Zucker: Etwa 140 Gramm Glucose verbrennen unsere Hirnzellen normalerweise pro Tag. Dafür, dass Zucker in die Zellen gelangt, sorgen spezielle Glucosetransporter in der Zellmembran. Insulinresistenz im Gehirn könnte unter anderem dazu führen, dass Nervenzellen hungern, weil sie trotz eines Überangebots an Glucose den lebenswichtigen Energiespender nicht mehr aufnehmen können.

Insulin und Glucose - altbekannte Fakten


Welche wichtige Rolle Insulin im Zusammenhang mit dem Transport von Glucose spielt, ist allgemein bekannt: Bei erhöhtem Blutzuckerspiegel von der Bauchspeicheldrüse produziert, bindet das Hormon überall im Körper an Insulinrezeptoren der Zellen. Die Rezeptoren leiten das wichtige Signal ins Zellinnere weiter und veranlassen damit unter anderem den Einbau von Glucosetransportern des insulinabhängigen Typs (GLUT-4) in die Zellmembran.

Ohne Insulin und Insulinrezeptoren können viele Körperzellen keine Glucose aufnehmen. Beim Typ-1 Diabetes fehlt das Insulin, beim Typ-2 Diabetes liegt das Problem bei den Insulinrezeptoren, die aus verschiedenen Gründen nicht mehr auf Insulin reagieren.


Insulin und das Gehirn - ein kleiner Paradigmenwechsel


Zwar wird auch heute noch gelehrt, dass sich die Zellen des Zentralnervensystems vorwiegend über insulinunabhängige Zuckertransporter (GLUT-1 und GLUT-3) mit Glucose versorgen. Bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts galt das Gehirn im Ganzen noch als weitgehend unbeeinflusst von Insulin.

Das wird heute ganz anders gesehen. Wir wissen jetzt, dass Insulin im Gehirn präsent ist, eventuell sogar dort zusätzlich produziert wird, dass Hirnzellen zahlreiche Insulinrezeptoren besitzen und Insulin das Gehirn auf eindrucksvolle Weise beeinflusst. Es ist unumstritten, dass das Hormon eine Schlüsselkomponente zahlreicher Hirnprozesse bildet, die von der Regulation der Körpertemperatur bis zu kognitiven Leistungen, zur Bildung und Konsolidierung von Gedächtnisinhalten reichen [3].

Es ist also durchaus möglich, dass auch die Annahme von der ausschließlich Insulin-unabhängigen Glucoseversorgung der Hirnzellen kurz vor der Revision steht.

Zwar ist wahrscheinlich, dass die Rolle, die Insulin im Gehirn spielt, nicht ausschließlich, vielleicht nicht einmal in erster Linie über die Regulation der Zuckeraufnahme in die Nervenzellen vermittelt wird, sondern auch über andere Signalwege läuft. Aber es gibt nicht nur einen solide etablierten Zusammenhang zwischen Diabetes und Alzheimer (unter anderem die großangelegte sogenannte Rotterdam-Studie bescheinigt Diabetikern ein verdoppeltes Risiko, auch die Demenzerkrankung zu entwickeln [4]), sondern auch deutliche Hinweise auf einen direkten Effekt von Insulin auf den Zuckerstoffwechsel in wichtigen Hirnarealen [5].

Aufschlussreich sind weiterhin Untersuchungen an älteren Diabetespatienten, bei denen in wichtigen Gehirnregionen ein deutlich herabgesetzter Glucosestoffwechsel gefunden wurde: Das vorhandene Glucoseangebot wurde von den Hirnzellen nicht umgesetzt [6]. Diese Patienten schnitten auch in kognitiven Tests schlechter ab als gleichaltrige Probanden mit gesundem Zuckerstoffwechsel. Gerade in den Regionen mit schlechterem Glucoseumsatz bilden sich später die typischen Alzheimer-Plaques. Das rechtfertigt die Vermutung, dass die Störung im Zuckerstoffwechsel der Ablagerung der toxischen Eiweißkörperchen vorhergeht.


Hunger im Gehirn


Die Folgen eines herabgesetzten Glucosestoffwechsels - ob durch Insulinresistenz ausgelöst oder durch einen anderen, ungeklärten Mechanismus - sind fraglos dramatisch für die Nervenzellen. Zum einen mindert sich ihre Leistungsfähigkeit: Für kognitive Prozesse wichtige Neurotransmitter können nicht mehr ausreichend gebildet werden. Zum anderen induziert der Mangelzustand eine Entgleisung des Energiestoffwechsels der Zellen: Eiweiße und andere wertvolle Zellbausteine werden zwecks Energiegewinnung verbrannt. Dabei entstehen giftige Abfallprodukte wie freie Radikale und Ammoniak, die die Zellen zusätzlich schädigen. Freie Radikale werden allgemein mit Alterungsprozessen, Ammoniak insbesondere auch mit Alzheimer in Verbindung gebracht. 

Galactose als alternative Energiequelle für Hirnzellen


Der Gedanke, Hirnzellen könnten ganz einfach hungern, weil sie keine Glucose aufnehmen können, brachte Forscher und Praktiker wie den Berliner Mediziner Prof. Werner Reutter, den Hannoveraner Ernährungswissenschaftler Prof. Andreas Hahn und die Konstanzer Heilpraktiker Kurt und Reiner Mosetter darauf, alternative Zuckerquellen für die Nervenzellen in Betracht zu ziehen. Als ein Zucker, der den Energiebedarf der Hirnzellen auch dann noch decken könnte, wenn die insulinabhängige Glucoseaufnahme nicht mehr funktioniert, kam Galactose ins Spiel.

Galactose ist ein Schwesterzucker der Glucose, bei dem lediglich eine Hydroxy-Gruppe spiegelverkehrt angeordnet ist. Diese scheinbar insignifikante Veränderung erlaubt dem Zucker, auch dort die Zellmembran zu passieren, wo der insulinabhängige Transport versagt. Einmal in der Zelle, wird Galactose rasch in Glucose umgewandelt. Damit besitzt sie therapeutisches Potential bei Erkrankungen, die mit einer gestörten Funktion des Insulinrezeptors zusammenhängen: Der alternative Zucker könnte dem Energiedefizit der Zellen entgegenwirken.

Eine 2014 im Fachblatt Neuropharmacology veröffentliche Studie zeigte, wie sich die Gabe von Galactose auf die kognitiven Leistungen von Ratten auswirkte, deren hirnständige Insulin-Rezeptoren chemisch inaktiviert wurden. Eine Kontrollgruppe, die danach nur ihr normales Futter erhielt, fand sich in ihnen bekannten Umgebungen nicht mehr zurecht - ihr Gedächtnis hatte gelitten. Ratten, deren Trinkwasser täglich Galaktose in einer Dosis von 100 bis 300 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht zugesetzt wurde, zeigten diese kognitiven Defizite nicht [7].

Die Autoren um Prof. Reutter folgern aus ihren Beobachtungen, dass Galactose dem Gedächtnis insbesondere bei leichten Ausprägungen von Demenz in der Tat auf die Sprünge helfen könnte. Mit schädlichen Wirkungen einer oralen Galactosegabe rechnen die Forscher nicht: Als eine Komponente des Milchzuckers ist Galactose ein Lebensmittel, und auch in reiner Form ist der Zucker in fermentierten Milchprodukten und einigen anderen Lebensmitteln enthalten.


Wie wird Galactose hergestellt?


Galactose kann durch chemische, enzymatische oder physikalische Verfahren hergestellt werden. Dabei wird der Milchzucker  in seine Bestandteile Glukose und Galactose gespalten. Eine Herstellung aus pflanzlichen Quellen isz aufgrund nur gering enthaltenen Galactose-Anteile sehr viel teurer. Bei einem chemischen Trennungsverfahren kann es zu Verunreinigungen mit Schadstoffen wie zum Beispiel Schwermetallen kommen. Auch die enzymatische Trennung birgt Risiken, da es dabei zu Verunreinigungen der Galactose kommen kann. Das beste Verfahren ist die Aufspaltung der Laktose durch Druck, worin die gewonnene Galactose nie mit unerwünschten Substanzen in Verbindung kommen. So können Verunreinigungen ausgeschlossen werden. Am Ende des Prozesses steht dann eine hochreine und für den Verzehr sichere Galaktose.

Galactose am besten mit Antioxidantien kombinieren!


Der Vorschlag, es einmal mit Galactose als alternativer Energiequelle für Hirnzellen zu versuchen, ist des weiteren natürlich keine Einladung zu überbordendem Galactose-Verzehr. Wir empfehlen (nach Rücksprache mit Ihrem Arzt) eine tägliche Dosis von 20 bis 30 Gramm Galactose (etwa zwei bis drei Teelöffel), mit der sich beispielsweise der Tee süßen lässt. Darüber hinaus sollte, wie allgemein sinnvoll, bei der Ernährung zugunsten von komplexen Kohlehydraten, Proteinen und wertvollen Fetten auf Zucker und Weißmehle so weit wie möglich verzichtet werden.

Es gibt anekdotische Hinweise auf eine sehr positive Wirkung von Galactose in den empfohlenen Dosen sowohl bei leichter kognitiver Beeinträchtigung wie bei fortgeschrittenem Alzheimer. Immer wieder berichten pflegende Angehörige von positiven Einflüssen des Zuckers auf ihre demenzkranken Familienmitglieder (etwa im Alzheimer-Forum von onmeda.de). Leider liegen bislang keine rigorosen klinischen Untersuchungen zum Effekt von Galactose auf Alzheimerpatienten vor. Die Ergebnisse einer sechsmonatigen klinischen Studie mit rund 60 Teilnehmern, die 2009 unter der Leitung von Prof. Hahn an der Universität Hannover durchgeführt wurde, blieben, obschon als viel versprechend beschrieben, leider unveröffentlicht.

Angesichts des Verdachts, durch Galactose könnten freie Radikale freigesetzt werden, erscheint die Kombination des Zuckers mit Antioxidantien besonders sinnvoll. Diese Substanzen (zu ihnen gehören die Vitamine C und E, aber auch Vitalstoffe wie Astaxanthin, L-Carnitin und Coenzym Q10) machen freie Radikale unschädlich und besitzen damit eine Schutzwirkung nicht nur für das Nervensystem, sondern auch für alle anderen Körpergewebe.
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Quellen:
[1] Alzheimer durch Insulinresistenz im Gehirn? Thomas Müller. Ärzte Zeitung, 07.10.2010
[2] Alzheimer's disease is type 3 diabetes: evidence reviewed. S.De La Monte. Journal of Diabetes Science and Technology 2 (20080
[3] Insulin action in brain regulates systemic metabolism and brain function. A.Kleinridders et al. Diabetes 63 (2014)
[4] Association of diabetes mellitus and dementia: the Rotterdam Study. A.Ott, R.P.Stolk et al. Diabetologia 39 (1996)
[5] The role of insulin in human brain glucose metabolism: an 18fluoro-deoxyglucose positron emission tomography study. E.M.Bingham, D.Hopkins et al. Diabetes 51 (2002)
[6] Insulin resistance and Alzheimer-like reductions in regional cerebral glucose metabolism for cognitively normal adults with prediabetes or early type 2 diabetes. L.D.Baker, D.J.Cross et al. Archives of Neurology 68 (2011)
[7] Long-term oral galactose treatment prevents cognitive deficits in male Wistar rats treated intracerebroventricularly with streptozotocin. M.Salkovic-Petrisic, K.Mosetter, W.Reutter et al. Neuropharmacology 77 (2014)
[8] Establishment of the mimetic aging effect in mice caused by D-galactose. Shih-Ching Ho et al. Biogerontology 4 (2003)
[9] d-Galactose Effectiveness in Modeling Aging and Therapeutic Antioxidant Treatment in Mice. K.Parameshwaran et al. Rejuvenation Res. 13 (2010)

Dienstag, 26. Juli 2016

Spitzwegerich-Salbe – zum Selbermachen

Spitzwegerich-Salbe – damit Insektenstiche nicht mehr jucken


Besonders im Sommer machen sie uns häufig das Leben schwer. Rötlich verfärbte, angeschwollene Insektenstiche, die einfach nicht aufhören wollen zu jucken. Bei empfindlicher Haut entwickeln sich aus den an sich harmlosen Stichen mitunter großflächige, schmerzhafte Schwellungen und Entzündungen, die über mehrere Tage anhalten können. Für Abhilfe sorgt eine Salbe mit Spitzwegerich. Sie lindert den Juckreiz, wirkt kühlend, mindert Schwellungen und beschleunigt die Heilung.
Was eine Spitzwegerich-Salbe sonst noch alles kann und wie du sie mit wenig Aufwand selbst herstellst, erfährst du in diesem Beitrag.



Die Heilpotenziale des Spitzwegerichs


Spitzwegerich ist eine wichtige Erste-Hilfe-Pflanze, er hilft bei Wunden, blauen Flecken und Prellungen. Bei Stichen durch Bremsen, Wespen, Bienen und Mücken, aber auch bei einer Berührung mit Brennnesseln kann Spitzwegerich vor Schwellungen und Juckreiz schützen. Dazu lässt sich sowohl das frische, zerquetschte Kraut als auch die Spitzwegerich-Salbe verwenden.
Neben der Wirksamkeit bei Verletzungen der Haut ist Spitzwegerich eine der bekanntesten Hustenpflanzen. Er wird zur Stärkung des Lungengewebes, bei Asthma und zur Schleimlösung bei Bronchitis innerlich in Form von Tee oder Spitzwegerichsirup eingenommen. 
Die Spitzwegerich-Salbe kann die heilende Wirkung von Sirup und Tee unterstützen. Als Einreibemittel für die Brust und den oberen Rücken wirkt sie Husten lindernd. Außerdem ist sie auch für Kinder hervorragend geeignet.


(Quelle: Wiki)

Herstellung der Spitzwegerich-Salbe


Die Salbe wird in zwei Arbeitsschritten hergestellt. Zunächst bereitet man einen Ölauszug zu, woraus dann die Salbe gerührt wird. Für den Ölauszug benötigst du folgendes:
  • frische Spitzwegerichblätter, die nicht mehr feucht von Tau oder Regen sein sollten
  • Olivenöl
  • optional Kokosöl – ein sehr gutes Hautpflegemittel mit vielen heilenden Eigenschaften
  • 1 desinfiziertes Schraubglas mit Deckel
So gehst du vor:
Spitzwegerichblätter kleinschneiden und in das Schraubglas geben.
  1. Mit Olivenöl auffüllen, so dass alle Blätter bedeckt sind.
  2. Optional Kokosöl, etwa 20% der Menge des Olivenöls, dazurühren. Sollte sich das Kokosöl zunächst nicht auflösen, stelle das Glas einfach für ein paar Stunden an einen warmen Ort.
  3. Glas verschließen und unter täglichem Schütteln für zwei Wochen bei Zimmertemperatur ziehen lassen.
  4. Das Öl durch ein Sieb gießen, wiegen und in einen kleinen Topf geben.
Zur Herstellung der Salbe benötigst du noch etwas Bienenwachs. Dieses Naturprodukt bekommst du am besten von deinem lokalen Imker oder alternativ online. Pro 100 ml Öl kannst du mit zwölf Gramm Bienenwachs rechnen, für eine etwas weichere Variante nimmst du zwei Gramm weniger, für eine etwas festere zwei Gramm mehr. Das Rühren der Salbe ist ganz einfach:
  1. Bienenwachs zu dem Ölauszug in den Topf geben.
  2. In einem Wasserbad erhitzen, bis das Wachs schmilzt.
  3. Mit einem Holzlöffel oder -stäbchen verrühren.
  4. Um die Konsistenz der Salbe zu testen, kannst du eine Probe entnehmen und auf einem Teller erkalten lassen.
  5. Sollte die Salbe zu fest sein, gib noch etwas Öl hinzu, wenn sie zu weich ist noch etwas Bienenwachs.
  6. Sobald du mit der Konsistenz der Salbe zufrieden bist, ist sie fertig und kann in kleine desinfizierte Gläser oder Salbentiegel abgefüllt werden.
  7. Beschriften und kühl aufbewahren, so ist die Salbe mehrere Monate haltbar.
Bei Insektenstichen wird die Salbe möglichst zeitnah aufgetragen. Das Einreiben kann je nach Bedarf mehrmals am Tag wiederholt werden. Die Salbe ist darüber hinaus bei Hautekzemen hilfreich, die durch eine äußere Ursache entstanden sind. Sie entstehen unter anderem durch Windeldermatitis und allergische Reaktionen.

Dienstag, 19. Juli 2016

Vier enzymreiche Nahrungsmittel für eine bessere Verdauung



Vier enzymreiche Nahrungsmittel für eine bessere Verdauung



(Quelle: Wiki)

Enzyme sind sehr empfindliche Nährstoffe, die praktisch für den gesamten Stoffwechsel gebraucht werden. In unserem Körper sind 3000 spezifische Enzyme an über 7000 enzymatischen Reaktionen beteiligt. Einfacher gesagt: Ohne Enzyme könnten wir nicht leben.

Und hier ist das Problem: Unsere durchschnittliche Ernährung enthält so gut wie keine Enzyme. Durch industrielle Verarbeitung und Kochen oder Braten werden sie oftmals alle zerstört, sodass im Körper ein Defizit entsteht. Viele gesundheitliche Beschwerden lassen sich dadurch beheben, dass enzymreichere Nahrungsmittel gegessen werden, beispielsweise die folgenden vier:

Papaya

Die Papaya liefert reichlich proteolytische Enzyme wie beispielsweise das Papain, das bei der Verdauung helfen kann. Papain gilt als besonders wirksam in der Aufspaltung von Fleisch und anderen Proteinen, es löst die Peptidbindungen komplexer Proteine, sodass die einzelnen Aminosäuren frei werden, die der Körper dann für Wachstum und Reparatur nutzen kann.

Da die Papaya auch viele natürliche Zucker enthält, sollte sie allein gegessen werden (nicht zusammen mit einer schweren Mahlzeit mit tierischem Eiweiß), am besten 15 bis 30 Minuten vor der Mahlzeit.

Ananas


Bromelain ist ein komplexes Gemisch von Substanzen aus Stamm und Frucht der Ananas. Von mehreren Dutzend Verbindungen in diesem Rohextrakt sind vor allem die proteinverdauenden Enzyme, die so genannten Cystein-Proteasen, sehr gut erforscht.

Diese Enzyme stärken aber nicht nur die Verdauung, sondern wie Untersuchungen gezeigt haben, helfen sie auch bei Entzündung, gesteigerter Blutgerinnung und bestimmten Formen des Tumorwachstums. Da auch die Ananas reich an natürlichen Zuckern ist, sollte auch sie alleingegessen werden, am besten 15 bis 30 Minuten vor einer Mahlzeit.

Bienenpollen

Viele halten Bienenpollen für das komplexeste natürliche Nahrungsmittel überhaupt. Es enthält fast alle Nährstoffe, die der Mensch braucht, plus ein breites Spektrum von nützlichen Enzymen wie beispielsweise Amylase, Katalase, Kozymase, Dehydrogenase, Diaphorase, Diastase, Pektase und Phosphatase.

Bienenpollen können allein gegessen werden oder unter Studentenfutter, Haferbrei, Superfood-Snacks und Smoothies gemischt werden. Bei einer Bienenpollenallergie kann es zu allergischen Reaktionen kommen, seien Sie also vorsichtig, wenn Sie sie zum ersten Mal probieren.

Fermentierte Nahrungsmittel

Die Fermentierung zur Herstellung von Sauerkraut und Kimchi wurde schon vor Jahrhunderten entwickelt, um Gemüse über den Winter haltbar zu machen. Angeblich zogen die römischenSoldaten mit Fässern voll Sauerkraut ins Feld, um bei längeren Kriegen Darminfektionen zu verhindern.

Fermentierte Nahrungsmittel sind eine hervorragende Nährstoffquelle. Sie liefern unter anderem lebendige Enzyme (vorausgesetzt, sie wurden nicht pasteurisiert). Diese lebendigen Enzyme sind begleitet von nützlichen Probiotika. Beides zusammen ergibt eine exzellente Kombination für eine gute Verdauung.

Fermentierte Nahrungsmittel können allein gegessen werden, sind aber auch eine wunderbare Beilage zu jedem Gericht. Wenn Sie die Verdaulichkeit einer Mahlzeit verbessern wollen, sollten Sie fermentiertes Gemüse dazu essen.

Weitere enzymreiche Nahrungsmittel sind Melonen, Mango, Kiwi, Weintrauben, Avocado, naturbelassener Honig, Kefir, Weizengrassaft und Kokoswasser. Natürlich sind Enzyme nur ein Teil eines gesunden Verdauungsprozesses.


Quellen:


Montag, 18. Juli 2016

Granatapfel: Anti-Aging-Geheimnis gelüftet

Granatapfel: Anti-Aging-Geheimnis gelüftet


(Quelle: Wiki)



Jungbrunnen für die Muskeln: Ein Wirkstoff aus dem Granatapfel erweist sich als wirksames Anti-Aging-Mittel. Denn das Urolithin A bekämpft die alterstypische Muskelschwäche, indem es das "Aufräumsystem" der Muskelzellen reaktiviert, wie Experimente belegen. 

Bekamen Mäuse-Senioren einige Wochen lang diese Substanz verabreicht, stieg ihre Muskelausdauer dadurch wieder um 42 Prozent, wie Forscher im Fachmagazin "Nature Medicine" berichten. Erste klinische Studien mit Menschen sollen bereits begonnen haben.
Granatäpfel gelten schon länger als ausgesprochen gesundes "Superfood". Denn sie enthalten viel Vitamin C und Ellagtannin, ein Polyphenol, dem unter anderem krebsvorbeugende Wirkung zugeschrieben wird. 
In unserem Darm wird das Ellagtannin von den dort vorkommenden Mikroben in Ellagsäure und dann in Urolithine umgewandelt. Wie genau diese Urolithine wirken und was passiert, wenn man sie direkt einnimmt, war bislang jedoch ungeklärt.

Das hat sich nun geändert: Johan Auwerx von der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) und seine Kollegen haben in Experimenten mit Fadenwürmern und Mäusen erstmals die Wirkung von Urolithin A auf einen wichtigen Aspekt des Alterns getestet: die Alterung der Muskelzellen und damit die Ursache der altersbedingten Muskelschwäche, auch Sarkopenie genannt. 




(Quelle: Wiki)


Mitochondrien-Müll in der Zelle


Normalerweise sorgen zelleigene Aufräum-Prozesse dafür, dass fehlerhafte und nicht mehr funktionierende Zellbestandteile entsorgt werden. Auch die Kraftwerke der Zelle, die Mitochondrien, können durch Mutationen geschädigt sein und müssen dann beseitigt werden, damit die verbleibenden besser arbeiten können. Doch in höherem Alter geschieht dies nicht mehr.


"Die Mitophagie lässt nach, wenn wir älter werden", erklärt Koautor Patrick Aebischer von der EPFL. In den Muskeln reichern sich als Folge nicht mehr funktionierende Mitochondrien an und verhindern, dass neue, leistungsfähige Zellkraftwerke gebildet werden. "Die Reduktion der mitochondrialen Funktion gilt als eine der Hauptursachen der altersbedingten Muskelschwäche", so Aebischer.

Langlebige Würmer und ausdauernde Mäuse-Senioren


Doch wie sich nun zeigt, kann Urolithin A dieses Nachlassen der zelleigenen Mitophagie bremsen und sogar wieder rückgängig machen. Für ihre Studie verabreichten die Forscher Fadenwürmern und Mäusen mit dem Futter verschiedenen Dosen von Urolithin A. Bei den kurzlebigen Fadenwürmern zeigte sich der Effekt sehr schnell: Die Würmer, die den Granatapfel-Wirkstoff bekommen hatten, lebten mehr als 45 Prozent länger als ihre Altersgenossen.

Ältere Mäuse, die mehrere Wochen lang täglich 50 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht Urolithin A bekommen hatten, schnitten hinterher in Tests auf dem Laufrad und in Greiftests deutlich besser ab als vorher und auch als ihre Altersgenossen: Ihre Griffstärke war um neun Prozent gestiegen, ihre Ausdauer beim Rennen erhöhte sich im Mittel um 42 Prozent, wie die Forscher berichten.

Mitophagie reaktiviert


Bei beiden Tierarten stellten die Wissenschaftler zudem klare Unterschiede in der Mitophagie der Muskelzellen fest: In den Zellen der behandelten Tiere fanden sich weniger beschädigte und leistungsschwache Mitochondrien als bei ihren Altersgenossen. "Die verbleibenden Mitochondrien aber waren robust und dazu fähig, den Energiebedarf der Zellen zu decken", berichten Auwerx und seinen Kollegen. 

Nach Ansicht der Forscher ist dies ein Meilenstein der Anti-Aging-Forschung. "Es ist das einzige bisher bekannte Molekül, das den mitochondrialen Aufräum-Prozess reaktivieren kann", erklärt Aebischer. Zumindest für die Muskelzellen scheint der Granatapfel-Wirkstoff wie ein Jungbrunnen zu wirken. "Die Wirkung von Urolithin A ist stark und messbar und noch dazu handelt es sich um eine komplett natürliche Substanz."

Erste klinische Studien laufen bereits


Die Wissenschaftler halten es für durchaus wahrscheinlich, dass das Urolithin A auch beim Menschen die Muskelalterung aufhalten kann. "Wenn so evolutionär entfernte Arten wie Fadenwürmer und Mäuse auf die gleiche Weise auf diesen Granatapfel-Wirkstoff reagieren, dann spricht dies dafür, dass wir an einem fundamentalen Mechanismus aller lebenden Organismen ansetzen", so Aebischer.

Aebischer und seine Kollegen sind so überzeugt von ihrem Fund, dass sie ein Start-up-Unternehmen gegründet haben. In diesem haben sie bereits Methoden entwickelt, um Urolithin A genau dosiert verabreichen zu können. Eine erste klinische Studie mit Menschen hat bereits in mehreren europäischen Kliniken begonnen, wie sie berichten.

Allerdings: Wer nun massenhaft Granatäpfel kauft und isst, sollte nicht zu viel erwarten. Denn das Urolithin A wird nur dann in unserem Darm produziert, wenn unsere Darmflora die richtige Zusammensetzung hat. 

Daher kann es sein, dass das Granatapfel-Abbauprodukt in unserem Körper gar nicht oder nur in sehr geringer Menge entsteht. Unter anderem deshalb setzen die Forscher auf die direkte Gabe des Urolithins. (Nature, Medicine, 2016; target="_blank"> doi: 10.1038/nm.4132)

Samstag, 16. Juli 2016

Die Ernährung beeinflusst die Stresspegel bei Kindern



Mineralstoffe und der Stresspegel bei Kindern






Eine mineralstoffarme Ernährung kann bei Kindern zu einem erhöhten Stresshormonspiegel führen. Grund für die gesteigerte Produktion des Stresshormons Cortisol ist die ernährungsbedingte Säurebelastung. Dies haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Gießen und Bonn herausgefunden.


Die Wissenschaftler hatten bereits zuvor beobachtet, dass eine regelmäßig erhöhte Säurebelastung durch die Ernährung nicht nur mit einer verringerten Knochenstabilität, sondern auch mit höheren Blutdruckwerten bei Kindern einhergeht. Die aktuellen Studienergebnisse zeigen erstmals einen hormonellen Mechanismus auf, über den die Qualität der Ernährung langfristig auf unsere Gesundheit wirkt.


In die Hormonstudie wurden 200 gesunde Kinder eingeschlossen, die ohne Vorgaben zu ihrer Ernährung jeweils über 24 Stunden Urin gesammelt hatten. In den Urinproben von 100 dieser Kinder hatten die Wissenschaftler vor Beginn der Hormonmessungen eine niedrige Säureausscheidung über die Nieren gemessen (Net Acid Excretion, NAE), in den anderen 100 Urinproben eine hohe NAE. Die NAE gilt als ein verlässlicher Biomarker zur Beurteilung der Nettosäurebelastung des Gesamtorganismus.


Bei den Kindern mit hoher NAE fanden die Forscher – nach Ausschluss aller Störeinflüsse wie unterschiedlicher Urinmenge oder Eiweißzufuhr – nicht nur eine höhere Sekretion des Stresshormons Cortisol. Es war auch die Ausscheidung an spezifischen zellulären Cortisol-Umbauprodukten, etwa des 6-beta-Hydroxycortisols oder des Cortisons signifikant gegenüber den Kindern der Niedrig-NAE-Gruppe gesteigert.


Diese Ergebnisse legen nach Ansicht der Wissenschaftler nahe, dass Cortisol auch bereits unter einer weniger stark ausgeprägten, lediglich durch die Ernährung beeinflussten Säurebelastung in Zielgeweben wie der Niere oder den Knochenzellen wirkt. 



Sie gehen davon aus, dass den Glucocorticoid-Hormonen, also dem Cortisol und Kortison, eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von langfristigen ungünstigen Ernährungseinflüssen auf das Skelettsystem und auf andere relevante Gesundheits-Parameter zukommt. Die Originalstudie finden Sie hier (engli.).

Donnerstag, 14. Juli 2016

L-Arginin: eine besondere Aminosäure

L-Arginin: eine besondere Aminosäure



Bei L-Arginin (Arg oder R) handelt es sich um eine proteinogene Aminosäure, die für den Menschen semiessentiell ist, da der Organismus sie nicht in ausreichendem Maße synthetisiert.
Die Bezeichnung "Arginin" entstammt dem lateinischen Begriff "argentum", was "Silber" bedeutet. So wurde die Aminosäure in früheren Zeiten zunächst als Silber-Salz isoliert. Erstmals gewinnen ließ sich Arginin 1895 aus Hornsubstanz.

Eigenschaften von Arginin


Von allen proteinogenen Aminosäuren weist Arginin den größten Masseanteil an Stickstoff auf. Zusammen mit Histidin und Lysin zählt Arginin zu den basischen Aminosäuren bzw. Hexonbasen, da sie eine Guadinin-Gruppe enthält, die im neutralen Bereich über eine positive Ladung verfügt.
In Wasser ist Arginin gut löslich. Außerdem reagiert die Aminosäure alkalisch. Durch die positive Ladung werden argininhaltige Proteine wasserlöslicher.

Biosynthese


Säugetiere und Menschen sind über den Harnstoffzyklus fähig, Arginin aus Ornithin zu bilden. Allerdings ist der Reingewinn an der Aminosäure unwesentlich, was daran liegt, dass Ornithin rasch zu Harnstoff abgebaut wird. Außerdem steht das Ornithin nur in geringen Mengen zur Verfügung.


Funktionen von Arginin



Arginin hat Anteil an vielen biologischen Funktionen.
So bildet die Aminosäure in Speicherzellen und Keimlingen ein Stickstoff-Reservoir.
Außerdem stellt Arginin einen Metaboliten des Harnstoffzyklus dar.
In diesem erfolgt die Umwandlung von Ammoniak, welches sich beim Abbau von Stickstoffverbindungen wie Aminosäuren bildet, in Harnstoff. Darüber hinaus handelt es sich bei Arginin um die einzige Vorstufe von Stickstoffmonoxid (NO), das zu den kleinsten Botenstoffen des menschlichen Organismus zählt. Aufgrund einer Stickstoff-Synthase kommt es zur Entstehung des Endothelium-derived relaxing Factor (EDRF).

Physiologisch bewirkt EDRF eine Erweiterung der Blutgefäße.
Das Aktivieren der löslichen Guanylatcyclase führt zum Erschlaffen der glattenMuskulatur.
Außerdem lässt der Blutgefäßtonus nach.
Studien zufolge bewirkt Arginin durch diese Gefäßerweiterung das Absinken von erhöhtem Blutdruck.

Im Bodybuilding verwendet man Arginin wegen seiner gefäßerweiternden Eigenschaften als Pump-Supplement. Die biologische Wirkung ist allerdings nicht nachgewiesen.


Vorkommen


Arginin kommt in zahlreichen Nahrungsmitteln vor. Besonders reichhaltig vertreten ist die Aminosäure in
  • Kürbiskernen
  • Pinienkernen
  • Walnüssen
  • Erdnüssen und
  • getrockneten Erbsen.
Weitere argininhaltige Lebensmittel sind
  • ungeschälter Reis
  • Buchweizenkörner
  • Hähnchenbrustfilet
  • Schweinefleisch
  • Eier
  • Lachs
  • Mais-Vollkornmehl
  • Weizen-Vollkornmehl und
  • Milch.
Allerdings enthalten diese Nahrungsmittel praktisch nur chemisch gebundenes und kein freies Arginin.

Medizinischer Gebrauch

Arginin lässt sich auch zu medizinischen Zwecken einsetzen. So kommt die Aminosäure zur Therapie von schwerwiegenden metabolischen Alkalosen zur Anwendung. In der Kinderheilkunde setzt man sie ein, um einen zu hohen angeborenen Ammoniakgehaltim Blut zu behandeln.
Des Weiteren lässt sich Arginin zur Diagnose von Wachstumshormonmangel im Falle von Minderwuchs verwenden. Da Arginin zudem ein wichtiger Bestandteil der künstlichen Ernährung ist, benutzt man die Aminosäure für Elektrolytkonzentrate und perorale Diätetika.
Zur Anwendung kommt Arginin auch als Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke. So ist die Aminosäure in Mitteln gegen
  • Bluthochdruck
  • Arteriosklerose
  • Erektionsstörungen und
  • endothelialen Dysfunktionen

enthalten.