Mittwoch, 12. Juli 2017

Unsere Vorfahren assen zehn Mal mehr Vitamine

Normalkost reicht schon lange nicht mehr


In den 30er-Jahren hat der Zahnarzt Weston A. Price die Welt bereist und die Zähne und die Ernährung «primitiver» Völker untersucht. Ob im Lötschental, bei den Eskimos oder auf den Philippinen, das Ergebnis war immer dasselbe: Karies und andere degenerative Krankheiten waren praktisch ungekannt. Die Ernährung enthielt mindestens viermal mehr Mineralien und wasserlösliche Vitamine und mindestens zehnmal mehr fettlösliche Vitamine aus Tierfetten (Vitamin A, Vitamin D), verglichen mit der Ernährung der Stadtbevölkerung in den USA. Inzwischen ist der Konsum von Zucker und Teigwaren weiter gestiegen, der Mineral- und Vitamingehalt von Früchten und Gemüse ist um 30 bis 50 Prozent gesunken (hier), doch der Bedarf ist wegen Stress und Umwelteinflüssen grösser geworden.
Jetzt die gute Nachricht: Heute kennen wir fast alle wichtigen Vitalstoffe, wir können die Defizite messen und mit einer reichen Palette von Ersatzstoffen ausgleichen. Dr. Wolfgang J. Fassnacht hat als langjähriger Kurarzt in Oberstaufen die Erfahrung gemacht, dass  Medikamente zwar oft schnelle Erleichterung bei den Symptomen bringen, eine nachhaltige Verbesserung aber meist nur mit Zusätzen und mit Diätänderung zu erreichen ist. «Wenn dann der Patient noch mehr Lust auf Bewegung hat und den Stress besser wegsteckt, habe ich einen Patienten weniger.»

Unterversorgt sind vorallem Veganer

Die grössten Defizite sieht Fassnacht beim Magnesium und bei den Vitaminen D, B12 und C. Manchmal bringt auch Lithium den nötigen Kick. Unterversorgt seien vorallem Veganer, Patienten nach Magenoperation und Frauen mit Monatsblutungen sowie schwangere Frauen. Auch Stress, Alkohol und Medikamente sind Nährstoffräuber. Doch Dr. Fassnacht will niemandem ein Bluttuning und teure Zusatzstoffe verkaufen. In Leber etwa sei fast alles drin, es müsse allerdings Bio sein. Knochensud, Randen, Zuckerrohrmelasse, Kräuter und Gewürze seien ebenfalls gute Quellen von Mineralstoffe und Vitaminen.
Wer Zusatzstoffe in Eigenregie nimmt, sollte das kleine Einmaleins der Zellbiologie verstehen: Zunächst: Wir wissen längst noch nicht alles. Deshalb gilt es, nichts zu verpassen und möglichst viele Gemüse und Früchte zu essen, möglichst Bio, in allen Farben und möglichst regional und saisonal von wegen Biorhythmus.

Die ideale Kombination

Aber wir kennen Dutzende Stoffe, mit denen die Zelle Fett und Zucker in Energie umwandelt. Zwischen ihnen bestehen Hunderte von Wechselbeziehungen. Also braucht es immer eine Kombination. Zunächst empfehlen sich die Stoffe, von denen wir erstens fast immer zu wenig haben und die man zweitens kaum überdosieren kann. Dazu gehören Magnesium, Kalzium, Mangan, Zink, Biotin, und die B-Vitamine (alle Arten) C und D. Diese sollten in jedem Multipräparat enthalten sein. Magnesium und Vitamin C sind aber meist viel zu niedrig dosiert. Da sollte man nachhelfen. Durchfall zeigt an, wenn wir zu hoch dosiert haben. Wichtig sind auch Omega-3-Fette, die man jedoch separat (etwa als Lebertran) zu sich nehmen soll.
Ist man damit ausreichend versorgt, steigt die Chance, dass unser Körper genügend Arginin, Kreatin, Carnitin, CoEnzym Q 10 und Alpha-Liponsäure herstellen kann. Auch diese Stoffe werden von den Zellen dringend gebraucht. Zur Sicherheit, bzw. bei ungenügender Leistungsfähigkeit, sollte man auch diese Stoffe extra zuführen.

Sushi gegen Jodmangel

Dann gibt es zwei wichtige Stoffe, von denen man auch zu viel haben kann, und die deshalb in den meisten Multipräparaten nicht oder nur in geringen Mengen vorkommen: Eisen und Jod. Frauen vor den Wechseljahren haben eher zu wenig Jod, Männer tendenziell zu viel. Wer nicht schwitzen kann oder leicht friert und eher eine zu tiefe Körpertemperatur aufweist, leidet vermutlich unter einem Jodmangel und sollte es erst einmal mit Meeresfrüchten und Sushi (Algen) versuchen. Haarausfall, spröde Nägel, trockene Haut und eine bleiche Zunge deuten auf einen Eisenmangel hin. Eine einfache Blutanalyse zeigt, ob dies der Fall ist.
Bei den standardmässigen Labor-Tests wird Ferritin (Eisen) fast immer gemessen. Dabei wird meist ein Referenzwert von 30 und 200 Mikrogramm pro Liter angegeben. Ein Wert von 35 würde also durchgehen. Dr. John van Limburg von der Seegarten-Klinik sieht das anders: «Wenn ich – vor allem bei Patientinnen – Werte unter 50 messe, freue ich mich, denn in solchen Fälle erreiche ich oft mit einfachen Eiseninfusionen spektakuläre Erfolge.» Auch beim Vitamin D sei der untere erlaubte Wert mit 50 Mol viel zu tief angesetzt.
Wichtig sind bei den Blut-Analysen auch die Entzündungswerte. Sie geben Hinweise darauf, ob das Problem vielleicht im Darm liegt. Die beste Nährstoffzufuhr nützt nämlich nichts, wenn ein entzündeter Darm sie nicht aufnehmen kann. In diesem Fall helfen Probiotika, Chia- oder Leinsamen. Halten Blähungen, Durchfall oder Verstopfung an, muss die Sache gründlicher angegangen werden

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