Donnerstag, 15. September 2016

Kinder: Omega-3-Fettsäuren verbessern das Lesen

Kinder: Omega-3-Fettsäuren verbessern das Lesen




Nahrung fürs Gehirn: Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren könnten die Lesefähigkeit von Schulkindern verbessern. In einer Studie schnitten Kinder der dritten Klasse, die zusätzlich diese Fettsäuren erhalten hatten, beim Lesen besser ab, als andere. Laut den Forschern könnten auch Kinder mit Aufmerksamkeitsstörungen von einer Nahrungsergänzung mit Omega-3 und Omega-6 profitieren.
Omega-Fettsäuren gelten schon länger als Gesundmacher. Sie sollen das Herz-Kreislauf-System stärken und bei Neugeborenen die Hirnentwicklung positiv beeinflussen. US-Forscher haben zudem nachgewiesen, dass das Fischfett Omega-3 die Hirnvernetzung bei Affen beschleunigt – besonders in den für Aufmerksamkeit zuständigen Hirnarealen. Zudem sollen die Omega-3-Fettsäuren bei älteren Menschen dem geistigen Abbau entgegenwirken.

Nahrungsergänzung für Schulkinder


Mats Johnson und sein Team von der Universität Göteborg haben nun untersucht, wie sich die Fettsäuren auf die geistigen Leistungen von Schulkindern auswirken. Im Speziellen wollten sie wissen, ob die Lesefähigkeiten der Kinder von der Gabe dieser "Nervenvitamine" profitieren. An der sechsmonatigen Studie nahmen 154 Schulkinder der dritten Klasse teil.

Die Forscher ermittelten vorab mit einem standardisierten Test, wie gut die Kinder schon lesen konnten. Die Forscher unterteilten die Schüler in zwei Gruppen. Die eine Gruppe bekam drei Monate lang Omega-3- und Omega-6-Kapseln. In der Kontrollgruppe nahmen die Kinder dagegen nur Placebos ein. Lehrer, Eltern und die Forscher übten während dieser Zeit nicht zusätzlich zum Schulunterricht mit den Kindern lesen, um die Ergebnisse nicht zu verfälschen. In den folgenden drei Monaten der Studie bekamen dann alle Kinder Omega-3- und Omega-6 Fettsäuren.

Kinder mit Defiziten verbesserten sich deutlich

Das Ergebnis: „Schon nach drei Monaten konnten wir sehen, dass die Lesefähigkeit der Kinder, die Fettsäuren bekommen hatten, sich im Vergleich zur Kontrollgruppe verbesserte“, sagt Johnson. Die Schulkinder, die zusätzlich Fettsäuren bekommen hatten, konnten vor allem unsinnige Wörter besser laut vorlesen und sie richtig betonen. Außerdem lasen sie Reihen aus Buchstaben schneller vor. 

Am stärksten waren die Effekte bei Kindern, die unter leichten Aufmerksamkeitsstörungen litten, wie die Forscher berichten. Bei ihnen verbesserte die Gabe der Fettsäuren die Lesegeschwindigkeit und die Worterkennung besonders deutlich. 

Fettsäuren fördern die Lernfähigkeit

Die Studie bestätigt damit grundsätzlich die positive Wirkung der Fettsäuren auf die Lernfähigkeit der Kinder. "Unsere Studie legt nahe, dass Kinder von einem Nahrungsergänzungsmittel mit einer speziellen Formel profitieren könnten. Um die Ergebnisse sicher bestätigen zu können, sollten sie aber noch in einer anderen Studie wiederholt werden“ so Johnson. 

Zum Teil decken sich diese Erkenntnisse mit anderen Studien: "Die Zellmembranen im Gehirn sind weitgehend aus mehrfach ungesättigten Fetten“ sagt Mats Johnson „und es gibt Studien, die zeigen, dass diese Fettsäuren für die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen und die Regulierung der Signalsysteme im Gehirn, wichtig sind.“


Erste Studie mit Placebo-Kontrollgruppe

Trotzdem sind die Ergebnisse nicht ganz unumstritten. Denn ähnliche Studien, bei denen Forscher eine Nahrungsergänzung mit Omega-3 bei Schulkindern getestet hatten, zeigten keine positive Wirkung. Johnson geht aber davon aus, dass dies an dem Aufbau der Studien lag, zum Beispiel an der Dosierung der Fettsäuren. Außerdem war diese Studie laut Johnson die Erste, bei der die Wirkung der Fettsäuren durch eine Placebo-Gruppe kontrolliert wurde.

Laut Johnson sind mehrfach ungesättigte Fettsäuren und deren Rolle für das Lernverhalten von Kindern ein wachsendes Forschungsgebiet. "Unsere moderne Ernährung enthält relativ wenig Omega-3, was möglicherweise einen negativen Einfluss auf die Entwicklung unserer Kinder haben könnte“ so Johnson, „zumindest in Bezug auf das Lernen, Lesen, Schreiben und die Aufmerksamkeit“. (Journal of Child Psychology and Psychiatry, 2016; doi: 10.1111/jcpp.12614)
(Universität Göteborg, 15.09.2016 - HDI

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