Freitag, 22. Januar 2016

Mit Passionsblumenkraut gegen nervöse Unruhe

Studie: Mit Passionsblumenkraut gegen nervöse Unruhe



(Quelle: Wiki)

Die beruhigende und angstlösende Wirkung von Passionsblumenkraut-Extrakt ist nicht nur seit Jahrhunderten in der Volksmedizin bekannt, sondern auch wissenschaftlich belegt. Daher wird Passiflora incarnata erfolgreich bei nervösen Unruhezuständen und leichten Einschlafstörungen eingesetzt. Passionsblume beeinflusst hierbei den wichtigen inhibitorischen Neurotransmitter Gamma-Aminobuttersäure, kurz GABA, positiv. Die genaue Wirkung auf das GABA-System konnte jüngst ein in einer in-vitro-Studie gezeigt werden (1). 

Gamma-Aminobuttersäure ist der wichtigste inhibitorische Neurotransmitter im ZNS, denn sie hemmt durch ihren dämpfenden Effekt überschießende Nervenimpulse. Entsprechend kann ein GABA-Mangel zu Schlafstörungen sowie Angst- und Spannungszuständen führen. Dass der Neurotransmitter Gamma-Aminobuttersäure eine Schlüsselfunktion im Wirkmechanismus der Passionsblume einnimmt, konnte schon durch verschiedene Studien gezeigt werden. Allerdings war bislang wenig über den genauen Wirkmechanismus der Passionsblume bekannt.
Passionsblume steigert den dämpfenden GABA-Effekt
Durch Appel et al. (1) konnte nun gezeigt werden, dass die seit Jahrhunderten bewährte Wirkung von Passionsblumenkraut-Extrakt bei nervösen Unruhezuständen auf ein einzigartiges Wirkspektrum im GABA-System zurückzuführen ist. Demnach hemmt der in Pascoflair® 425 mg enthaltene Passionsblumenkraut-Extrakt die Wiederaufnahme der GABA aus dem synaptischen Spalt. Dadurch wird die GABA-Konzentration erhöht und der dämpfende GABA-Einfluss gesteigert. Ein Einfluss auf die GABA-Freisetzung und die GABA-Transaminase-Aktivität durch den Extrakt konnte jedoch nicht gezeigt werden. Zudem moduliert der Extrakt den GABA-A- und GABA-B-Rezeptor: Über den GABA-A-Rezeptor wird der rasche Wirkeintritt vermittelt, über GABA-B-Rezeptor die lange Wirkdauer. Dabei bindet das Phytopharmakon im Vergleich zu Benzodiazepinen weder an die Benzodiazepin- noch an die Ethanol-Bindungsstelle des GABA-A-Rezeptors. Somit konnte in-vitro nachgewiesen werden, dass es für diese Form der Abhängigkeit, wie sie bei Benzodiazepinen auftreten kann, für die Passionsblume keine Hinweise gibt.
Fazit für die Praxis
Erkrankungen, die mit Stressempfindungen, Spannungs- und Angstzuständen sowie nervöser Unruhe einhergehen, gewinnen zunehmend an Bedeutung. Bei der Behandlung dieser Störungen haben Phytopharmaka einen hohen Stellenwert. Studien haben gezeigt, dass Passionsblumenkraut-Extrakt einen vergleichbaren Effekt zu Oxazepam bei Patienten mit generalisierter Angststörung zeigt (2) sowie einen sehr schnellen Wirkeintritt – beispielsweise kurz vor Operationen – aufweisen (3). Daher gehören pflanzliche Arzneimittel mit hoch dosiertem Passionsblumenkraut-Extrakt zu den Mitteln der ersten Wahl, wenn es um die Medikation von nervöser Unruhe geht, die durch Ursachen wie Stress (z. B. Prüfungsstress), Leistungsdruck und Angst (z.B. unmittelbar vor einer Operation) verursacht sein kann.
Literatur:
1) Appel K et al: Phytother Res 2010, Wiley Online Library, DOI: 10.1002/ptr.3352
2) Akhondzadeh S et al: J Clin Pharm Ther 2001; 26:363-7
3) Movafegh A et al: Anesth Analg 2008; 106:1728-32

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