Sonntag, 4. Mai 2014

Mit Apfelpektin gegen Cholesterin

Apfelpektin



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Schon die Großmutter rieb Äpfel für ihre Kinder, um deren Verdauungsprobleme zu heilen. 

Seit langer Zeit sind die günstigen physiologischen Eigenschaften der Pektine beim Menschen untersucht und bekannt. Die Apfel-Diät von Heisler (1803) und Moro (1929) ist eine der am meisten bekannten Anwendungen der Pektine, um Unpässlichkeiten des Verdauungsapparates zu heilen. Der Ausspruch “an apple a day keeps the doctor away” (frei übersetzt: Tut man Äpfel essen, kann man den Doktor vergessen) wird auf den relativ hohen Pektingehalt der Äpfel zurückgeführt.

Isolierte Pektine haben Einfluss auf folgende Faktoren:



  • Cholesterin-, Lipoprotein- und Gallensäure-Metabolismus
  • Arteriosklerose
  • Blutglukosespiegel nach kohlenhydratreicher Mahlzeit (wichtig bei Diabetes Mellitus Typ II)
  • Bindung von Schwermetallen und deren Radionukliden
  • Gewichtsreduktion
  • Verdauungsstörungen
  • Blutgerinnung und Wundheilung


Verschiedene Studien haben gezeigt, dass
Pektin den Blutcholesterinspiegel wesentlich senken kann. Die Verengung der Blutgefäße durch Ansammlung von Ablagerungen ist Folge eines hohen Blutcholesterinspiegels. Jedoch ist Cholesterin ein Stoff, ohne den wir eigentlich gar nicht leben können. Es gibt einen einfacheren Weg, den Cholesterinspiegel zu senken – durch den Verzehr von Lebensmitteln, die einen großen Anteil löslicher Ballaststoffe enthalten.
Pektin, von Natur aus hauptsächlich als Gelier- und Verdickungsmittel bekannt, ist einer dieser löslichen Ballaststoffe. Studien haben das große Potenzial von Pektin zur Senkung des Cholesterinspiegels im Blut bestätigt. Pektin wurde mit anderen löslichen Fasern bezüglich seiner Fähigkeit, den Cholesterinspiegel zu senken, verglichen und die Ergebnisse zeigen, dass seine Wirkung im Vergleich mit Flohsamenfaser (Psyllium), Haferfaser und Guar am effektivsten ist.


Pektin selbst ist beständig gegenüber den Verdauungsvorgängen im menschlichen Körper, wird jedoch von den Bakterien Aerobacillus, Lactobacillus, Micrococcus und Enterococcus im Darm fast vollständig abgebaut. Die Bakterien bilden Enzyme, die Pektin in kurzkettige Fettsäuren (Essigsäure, Propionsäure, Buttersäure) sowie Kohlendioxid abbauen. Die Abbauprodukte werden vom menschlichen Körper aufgenommen, so dass das Pektin nur gering abführend wirkt und das Wachstum der Bakterien in der Darmflora anregt.

Ein zusätzlicher positiver Effekt ist die Abnahme der gefährlichen Low Density Lipoproteine (LDL), denen nachgesagt wird, dass sie das Cholesterin in die Arterien transportieren und damit für Arteriosklerose verantwortlich sind. Kombiniert war dieser Effekt mit einem leichten Anstieg der günstigen High Density Lipoproteine, die das Cholesterin aus den Arterien ausschleusen. Zusammen reduzierte dies das LDL/HDL-Verhältnis, was angestrebt wird, um hohe Cholesterinspiegel zu therapieren.

Gewichtsreduktion



Zur Gewichtsreduktion durch den löslichen Ballaststoff Pektin führen mehrere Mechanismen.

Im Gegensatz zu neutralen Polysacchariden können Pektine ein Gel oder gelartige Strukturen in den Verdauungsorganen bilden. Die Gelbildung erschwert die Bildung von Enzym-Substrat-Komplexen und damit den Abbau der Nahrungsbestandteile in die resorbierbaren Substanzen. Die Lebensmittelkomponenten wie Zucker, Fette, Säuren oder Cholesterin werden gebunden, wodurch die Aufnahme reduziert bzw. verzögert wird.
Die Dünndarm-Mucosa ist mit einer Flüssigkeitsschicht bedeckt, deren Dicke durch Pektine erhöht wird (Flourie et al. 1984). Auf diese Art wird der Kontakt zwischen den Dünndarm-Verdauungsenzymen und den Nahrungsbestandteilen reduziert, was sich in einer niedrigeren Konzentration resorbierbarer Substanzen bemerkbar macht. 
Die quellenden, löslichen Ballaststoffe verlangsamen die Entleerung des Magens. Aber auch die Verweilzeit im Dünndarm wird verlängert durch die erhöhte Viskosität der Verdauungsflüssigkeit durch Pektine. Auf diese Weise wird das Gefühl der Sättigung verlängert.
Durch Pektine wird die Aktivität der Pankreas-Enzyme reduziert. Nach Isaksson (1982) und Dutta (1985) wird die Amylaseaktivität um 10-40 %, die Lipaseaktivität um 40-80 % und die Trypsinaktivität um 15-80 % reduziert. Ein anderer Grund für die reduzierte Enzymaktivität beruht auf der Bindung der Enzyme an die Hydrokolloide selbst.
Diese Effekte sind gemeinsam für die Gewichtsreduktion verantwortlich, indem sie das Gefühl der Sättigung verlängern, den Abbau der Nahrungsbestandteile in resorbierbare Substanzen und die Resorption selbst verringern.


Bindung und Ausscheidung von Schwermetallen und deren Radionukliden

Eine spezielle Eigenschaft der Pektine ist ihre Fähigkeit, Schwermetalle über einen Komplexbildungsmechanismus zu binden. Dies ist möglich, da Pektine negativ geladene Polyelektrolyte sind, die positiv geladene Schwermetallionen binden können. Die Bindungsaffinität ist sehr hoch für Blei, gefolgt von Barium, Cadmium und Strontium und nimmt ab zu den Erdalkali- und Alkali-Ionen. Die Schwermetalle, werden mit dem Urin ausgeschieden.



Pektingehalt von Früchten


Tabelle: Pektingehalte verschiedener Früchte
Früchte mit hohem Pektingehalt:

Apfel, Berberitze, Heidelbeere, Preiselbeere, Stachelbeere, Quitte, Zitrusfrüchte, Schwarze Johannisbeere
Früchte mit mittlerem Pektingehalt:

Birne, Brombeere, Himbeere, Pfirsich, Pflaume, Marille, Sanddorn, Schlehe, Vogelbeere, Rote Johannisbeere
Früchte mit geringem Pektingehalt:

Erdbeere, Kirsche, Holunderbeere, Rhabarber, Weintraube

Literatur:


- Behall, K., Reiser, S. (1986), "Effects of Pectin on Human Metabolism"; Chemistry and Function of Pectins (248-265), Eds. M. L. Fishman, J. J. Jen, ACS Symposium Series; American Chemical Society, Washington D.C., 1986
- Cerda, J.J., Robbins FL, Burgin CW, Baumgartner TG, Rice RW (1988), "The effects of grapefruit pectin on patients at risk for coronary heart disease without altering diet or lifestyle";Clin. Cardiol, Heft 11 (589-594)
- Dutta, S., Hlasko, J. (1985), "Dietary fiber in pancreatic disease: effect of high fiber on fat malabsorption in pancreatic insuffiency and in vitro study on the interaction of dietary fiber and pancreatic enzymes"; Am. J. Clin. Nutr. 41 (517-525)
- Endress, H.-U. (1991), "Nonfood Uses of Pectin"; The Chemistry and Technology of Pectin (251-268), Academic Press, Inc.; Ed. R.H. Walter
- Flourie, B., Vidon, N., Florent, C., Bernier, J.J. (1984), "Effect of pectin on jejunal glucose absorption and unstirred water layer thickness in normal man"; Gut 25 (936-941)
- Isaksson, G. (1982), "In vitro inhibition of pancreatic enzyme activities by dietary fiber"; Digestion 24 (54-59)
- Schuderer, U., (1986), "Wirkung von Apfelpektin auf die Cholesterin- und Lipoproteinkonzentration bei Hypercholesterinämie"; Doktorarbeit, Univ. Gießen
- Schuderer, U., (1989 a), "Stoffwechselwirkungen von Pektin in Form von Apfelpektin-Extrakt bei Probanden mit Hypercholesterinämie"; Forschungs- und Entwicklungsprojekt Teil I, unveröffentlicht
- Schuderer, U., (1989 b), "Wirkung von Pektin -in Form von Apfelpektin-Extrakt- auf die postprandiale Serumglucose- und Seruminsulinkonzentration bei Probanden mit Diabetes mellitus Typ II"; Forschungs- und Entwicklungsprojekt Teil II
Diese Information basiert auf verschiedenen Veröffentlichungen. Für die Richtigkeit der Aussagen übernehmen wir keine Haftung. Ferner sollte diese Information nicht zur Behandlung von Erkrankungen genutzt werden. Falls Sie Medikamente einnehmen oder in ärztlicher Behandlung sind, sollten Sie vor der Einnahme jeglicher Nahrungsergänzungsmittel Ihren Arzt zu Rate ziehen.
Die Anwendung von Nahrungsergänzungsmitteln bei Kindern sollte in jedem Fall mit dem behandelnden Arzt abgestimmt wer, da die meisten Studien mit Erwachsenen durchgeführt werden und Verzehrsempfehlungen für Kinder sowie eventuelle Nebenwirkungen nicht bekannt sind.

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