Wermut
Allgemeines
Wermut (Artemisia absinthium) ist in trockenen Gegenden Europas und Asiens beheimatet. Außerdem wächst er in Nordafrika und Nord- und Südamerika.
Es handelt sich bei Wermut um einen bis zu einem Meter hohen Busch, dessen Stängel und dreifach gefiederte Blätter silbergrau behaart sind. Die kleinen, hellgelben Blüten stehen in reichblütigen, verzweigten Rispen. Charakteristisch für Wermut ist der aromatische Geruch der Blätter.
Der Wermut kann mit dem Beifuß verwechselt werden, der etwas größer und rötlicher ist. Außerdem sind die Blattoberseiten des Beifuß nicht silberfarben.
Wermut wird zur Aromatisierung von Magenbittern oder Aperitifs verwendet. Auch Absinth wird aus alkoholischen Auszügen von Wermutkraut, Anis, Fenchel und Zitronenmelisse hergestellt.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde dieses als "grüne Fee" bezeichnete Getränk vor allem in Frankreich häufig konsumiert. Bekennende Liebhaber waren beispielsweise Künstler wie Toulouse-Lautrec, van Gogh und Baudelaire. Absinth führte jedoch zu erheblichen Vergiftungserscheinungen und wurde in den meisten Ländern verboten. Im Zuge der Angleichung der Rechtsvorschriften innerhalb der EU ist seine Verwendung bei Einhaltung bestimmter Höchstgrenzen des Giftstoffs Thujon mittlerweile wieder erlaubt.
Medizinisch werden die zur Blütezeit gesammelten krautigen Bestandteile des Wermuts verwendet. Hauptsächlich wird die Droge aus den ost- und südosteuropäischen Ländern importiert.
Wirkung und Inhaltsstoffe
Medizinisch wirksame Bestandteile des Wermuts sind einätherische Öle sowie Bitterstoffe wie das Absinthin und Gerbstoffe. Die Inhaltsstoffe regen die Produktion der Verdauungssäfte an und wirken auf diese Weise appetitanregend.
Das im ätherischen Öl enthaltene Thujon wirkt in höheren Dosierungen oder nach längerem Gebrauch als Krampfgift. Es findet sich aufgrund seiner schweren Wasserlöslichkeit vor allem in alkoholischen Auszügen in höherer Konzentration.
In der Volksheilkunde wird Wermut auch äußerlich bei schlecht heilenden Wunden oder Insektenstichen angewendet. Für diese Wirksamkeit gibt es jedoch keine wissenschaftlichen Belege.
Anwendungsgebiete
Wermutkraut kann als Mittel gegen Appetitlosigkeit und verschiedenen leichten Verdauungsbeschwerden, wie etwa Völlegefühl, Blähungen oder leichte Krämpfe im Magen-Darm-Bereich, angewendet werden.
Dosierung und Anwendung
Wermut kann als Tee eingenommen werden. Außerdem ist er Bestandteil von fertigen Teemischungen und Fertigarzneimitteln zur Behandlung von Magen-, Darm- und Gallebeschwerden. Die Tagesdosis sollte drei bis vier Gramm Wermut nicht übersteigen.
Teezubereitung: Ein halber Teelöffel (ein Teelöffel entspricht etwa 1,5 g) Wermut wird mit einer Tasse siedendem Wasser übergossen und zehn Minuten ziehen gelassen. Zur Appetitanregung sollte eine halbe Stunde vor dem Essen, zur Förderung der Verdauung nach dem Essen eine Tasse getrunken werden.
Wermut sollte kühl und lichtgeschützt aufbewahrt werden.
Hinweise
Wermut kann bei innerlicher Anwendung in hohen Dosen zu Erbrechen, Magen- und Darmkrämpfen, Kopfschmerzen, Schwindel und zentralnervösen Störungen führen.
Wermut ist nicht geeignet zur Behandlung von Magen-Darmbeschwerden, die durch eine übermäßige Säureproduktion verursacht werden, sowie Beschwerden aufgrund von Gallensteinen. Bei einer Schwangerschaft oder während der Stillzeit darf Wermut nicht angewendet werden.
Da das im ätherischen Öl enthaltene Thujon als Krampfgift wirkt, sollte Wermut nicht in höherer Dosis oder über längere Zeit eingenommen werden. Vergiftungserscheinungen äußern sich in Erbrechen, starken Durchfällen, Benommenheit und Krämpfen. Wässrige Auszüge wie Tee enthalten Thujon in geringeren Mengen als alkoholische Zubereitungen.
Wermut darf nicht zeitgleich mit Medikamenten eingenommen werden, welche die Krampfschwelle erniedrigen können.
Absinth - die Grüne Fee.
Die Geschichte des Absinthes kommt Anfang bis Mitte des achtzehnten Jahrhunderts aus dem Val de Travers im französischsprachigen Region der Schweiz. Dieser Alkohol-Destillat wurde aus Wermutkraut, Anis und weiteren Kräutern, welchem eine Wirkung als Allheilmittel nachgesagt wird, hergestellt. Wer der genauer Erfinder des Absinth war ist sehr umstritten, wobei der Name des ersten Apotheker der den Absint vertrieben hat war Dr. Pierre Ordinaire. So wurden nach ihm auch einige Sorten genannt.
Absinth war in der Mitte des Neunzehnten Jahrhunderts bis zu seinem großflächigen Verbot Anfang des 20. Jahhunderts als eine der beliebtesten Spirituosen der Welt. Vielen namenhaften Künstler und Poeten, aus allen Teilen Europas und besonders aus Frankreich, tranken den Absinth in grossen Mengen. Vincent van Gogh, Paul Gauguin, Picasso, Charles Baudelaire, Arthur Rimbaud, Oscar Wilde (von dem die Bezeichnung 'Grüne Fee' stammt) und viele andere wollten sich durch Absinth Inspiration einholen und durch die dem Absinth nachgesagten Wirkungen ihr Bewusstsein erweitern. Von den einen als Grüne Göttin verehrt – für andere ein Vorbote für das Ende der Welt. Es wurden viele Gründe angeführt, die schliesslich dazu führten, dass Absinthe verboten wurde.
Doch – heute ist Absinthe wieder legal. Und es gibt die verschiedensten Arten dieser hochprozentigen Spirituose, die traditionell aus Wermut (artemisia absinthium) und anderen Heilkräutern, insbesondere grünem Anis und Fenchel, hergestellt wird. Bereits im 19. Jahrhundert war das so. Sie unterscheiden sich in der Art der Herstellung, und es gibt die unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen entsprechend der regionalen Herkunft und der verwendeten Pflanzen – teilweise weitab vom Original des Schweizer Kräuterelixiers. Steigen Sie in die Welt der Grüne Fee.
Trinkkultur vom Absinth
Die französische Methode
Beim französischen Trinkritual werden ca. 2-4 cl Absinth in ein Absinthglas gefüllt. Anschließend werden ein oder zwei Stück Würfelzucker auf einem sog. Absinthlöffel platziert die man dann langsam und vorsichtig mit eiskaltem Wasser übergießt, so dass sich der Zucker langsam auflöst und zusammen mit dem Wasser in den Absinth tropft. Verdünnt wird, je nach Geschmack, im Verhältnis 1:3 bis 1:5, so dass man den Alkohol kaum bis gar nicht mehr schmeckt.
Bei diesem Trinkritual trübt sich der Absinth (wie andere Anis-Schnäpse wie Pastis oder Ouzo) durch das Wasser aufgrund des sog. Louche-Effekts milchig ein. Der Zucker neutralisiert den ansonsten recht bitteren Geschmack des Absinth etwas. Dieses französische Trinkritual ist als einziges historisch verbürgt.
Die Schweizer Trinkart
Beim schweizer Trinkritual werden ca. 2-4 cl Absinth in ein Absinthglas gefüllt. Anschließend wird langsam mit eiskaltem Wasser bis zum Verhältnis 1:3 oder 1:5 aufgefüllt. Dieses Ritual eignet sich nur für süße Absinthe, denen man keinen Zucker mehr zufügen muss.
Das tschechische Trinkritual
Beim schweizer Trinkritual werden ca. 2-4 cl Absinth in ein Absinthglas gefüllt. Anschließend taucht man ein oder zwei Stück Würfelzucker in den Absinth platziert diese auf einem Absinthlöffel und zündet sie an. Wenn die Zuckerstücke Blasen zeigen und karamellisieren werden die Flammen gelöscht und der Löffel in das mit Absinth gefüllte Glas getaucht. Auf keinen Fall dürfen noch brennende Zuckerstücke in den Absinth gegeben werden, da hierbei Brandgefahr besteht. Danach das Glas mit Wasser bis zum gewünschten Verhältnis auffüllen. Dieses Ritual wurde von findigen tschechischen Marketingstrategen erfunden und hat keinen historischen Hintergrund.
Quellen:
Kraft, K.: Phytotherapie. Thieme, Stuttgart 2000
Wenigmann, M.: Phytotherapie. Urban & Fischer, München 1999
Augustin, M., Schmiedel, V.: Leitfaden Naturheilkunde. Urban & Fischer, München 2003
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