Chondroitinsulfat
Die Therapie der Fingergelenkarthrose ist oft schwierig. Es gibt zwar Therapieempfehlungen der EULAR, doch diese stützen sich weitgehend auf Expertenkonsens. Die Datenlage ist dünn. Es gibt nur wenige gute oder gar randomisierte Studien. Da lag es für Prof. Gabay auf der Hand, diese Lücke zu schliessen. Am Uni- versitätsspital Genf wurde daher FACTS (Finger osteoArthritis Chon- droitin Treatment Study) initiiert. Symptomatische Wirkung untersucht FACTS ist eine prospektive, rando- misierte, placebokontrollierte Studie.
Ihr Ziel war es, die symptomatische Wirkung von Chondroitinsulfat (Condrosulf®) bei Fingergelenkar- throse auf Schmerz (VAS = visuelle Analogskala) und Funktion (Drei- ser-Index) zu untersuchen.
Der Dreiser-Index (0–30) basiert auf einem Fragebogen, in dem zehn wichtige Handfunktionen abgefragt werden. Über sechs Monate wurden 162 Patienten mit Fingergelenkarthro- se gemäss ACR-Kriterien entweder mit Chondroitinsulfat (800 mg/Tag) oder Placebo behandelt. Zu Beginn der Studie hatten die Patienten starke Schmerzen: 54,9 ± 14,2 mm auf der VAS in der Chondroitinsulfat-Grup-pe und 53,6 ± 14,2 mm in der Place bo-Gruppe. Auch die Funktion war deutlich eingeschränkt: Dreiser-Index 11,0 ± 4,1 (CS) bzw. 10,3 ± 3,8 (Pla- cebo). Die Patienten durften während der Studie Paracetamol, jedoch kei-ne nichtsteroidalen Antirheumatika einnehmen. Eine Ausnahme bildete ASS 100 zur Kardioprotektion.
72 von 80 Patienten beendeten die Studie in der Verum-Gruppe. In der Placebo- Gruppe waren es nur 67 von 82.
Weniger Schmerz, bessere Funktion:
Nach sechs Monaten berichteten die Patienten, die Chondroitinsulfat eingenommen hatten, über weniger Schmerzen und eine bessere Funktion.
Die Schmerzreduktion betrug unter dem Verum im Mittel 20 mm auf der VAS, was einer Reduktion von 36 % entsprach. Unter Placebo betrug die Reduktion 21 %. Gleich- zeitig fand sich im Dreiser-Index eine 26 %-ige Verbesserung der Funktion, verglichen mit nur 7 % unter Place- bo. Beide Resultate aus intention- to-treat-Analysen waren statistisch signifikant. Erfreulicherweise war die Funktion bereits nach drei Monaten signifikant verbessert.
Auch die Auswertung der sekundären Endpunkte unterstrich die positiven Resultate der Studie: So fanden die behandelnden Ärzte, dass die Therapie mit Chondroitinsulfat zu einer deutlich verbesserten Gesamtsituation führte.
Zudem war die Dauer der Morgensteifigkeit signifi- kant verkürzt. Ein Einfluss der Thera- pie auf die Griffstärke konnte jedoch nicht festgestellt werden. Bleibt noch der Blick auf die Reservemedikation: Auch hier gab es keinen Unterschied zwischen den beiden Gruppen.
FACTS bestätigte auch die aus ande- ren Studien bekannte gute Verträg- lichkeit von Chondroitinsulfat: Die unerwünschten Wirkungen waren vergleichbar mit denen von Placebo. „Chondroitinsulfat ist eine wirk- same und gut verträgliche Therapie bei Fingergelenkarthrose“, lautet daher das positive Fazit von Prof. Gabay.
Chondroitinsulfat kann nicht nur Schmerzen lindern und die Funktion verbessern, sondern auch die Progression der Arthrose verlangsamen. Das ist gut belegt: Sowohl in der Zürcher-Studie1 als auch in der STOPP-Studie konnte ein strukturerhaltender Effekt gezeigt werden. Hierzu müssen die Patienten aller- dings über einen längeren Zeitraum behandelt werden.
STOPP steht für „STudy on Osteo- arthritis Progression Prevention“ und ist eine prospektive, randomi- sierte, doppelblinde, placebokontrollierte Multicenter-Studie. Über zwei Jahre wurden 622 Patienten mit symptomatischer Gonarthrose (VAS > 30 mm) entweder mit 800 mg Chondroitinsulfat oder Placebo be- handelt. Primärer Endpunkt war die Veränderung der minimalen Gelenk- spaltweite. Erfasst wurden auch die Parameter Schmerz, Funktion und NSAR-Einnahme. Die Gruppe um Professor Dr. André Kahan, Paris, konnte zeigen, dass die Einnahme von 800 mg Chondroitinsulfat pro Tag über zwei Jahre das Fortschrei- ten der Gonarthrose verlangsamt. Die Auswertung der Röntgenbilder zeigte in der Placebo-Gruppe eine Abnahme der minimalen Gelenkspaltweite in zwei Jahren um 0,31 mm, während sich der Gelenkspalt in der Verum-Gruppe nur um 0,07 mm verengte. So weit so gut.
Aber STOPP konnte auch zeigen, dass dieses Ergebnis klinisch relevant ist.
Denn die Patienten, die den Wirkstoff erhalten hatten, gaben auf der VAS weniger Schmerzen an als jene der Placebo-Gruppe, und das obwohl sie deutlich weniger Schmerzmittel einnahmen. Auch in der Langzeitanwendung war Chondroitinsulfat gut verträglich. …
auch an den Händen?
Für die Gonarthrose gibt es hierzu also gute Daten. Doch wie sieht es bei der Fingergelenkarthrose aus? Professor Dr. Gust Verbruggen, Gent, und Mitarbeiter haben den Einfluss von zwei Chondroitinsulfat-Präparaten auf die Progression der Fingergelenk- arthrose mit Placebo verglichen.3 Die Gruppe hat bei 165 Patienten anhand von Röntgenbildern über drei Jahre Auftreten und Entwicklung von Osteophyten, Gelenkspaltverschmälerungen sowie Veränderungen des subchondralen Knochens verfolgt und die Resultate anhand eines Scoring- Systems ausgewertet. 46 Patienten erhielten Chondroitinpolysulfat
Die Therapie mit Chondroitinsul- fat konnte zwar das Auftreten einer Arthrose nicht verhindern, der Verlauf einer bereits bei Studienbeginn bestehenden Arthrose war aber weniger progressiv, insbesondere traten unter der aktiven Behandlung weniger häufig neue Erosionen auf.
Referenzen:
1 Michel BA et al., Arthritis Rheum 2005; 52(3): 779 – 786
2 Kahan A et al., Arthritis Rheum 2009; 60(2): 524 – 533
3 Verbruggen G et al., Clin Rheumatol 2002; 21: 231 – 243
Chondroitinsulfat kann nicht nur Schmerzen lindern und die Funktion verbessern, sondern auch die Progression der Arthrose verlangsamen. Das ist gut belegt: Sowohl in der Zürcher-Studie1 als auch in der STOPP-Studie konnte ein strukturerhaltender Effekt gezeigt werden. Hierzu müssen die Patienten aller- dings über einen längeren Zeitraum behandelt werden.
STOPP steht für „STudy on Osteo- arthritis Progression Prevention“ und ist eine prospektive, randomi- sierte, doppelblinde, placebokontrollierte Multicenter-Studie. Über zwei Jahre wurden 622 Patienten mit symptomatischer Gonarthrose (VAS > 30 mm) entweder mit 800 mg Chondroitinsulfat oder Placebo be- handelt. Primärer Endpunkt war die Veränderung der minimalen Gelenk- spaltweite. Erfasst wurden auch die Parameter Schmerz, Funktion und NSAR-Einnahme. Die Gruppe um Professor Dr. André Kahan, Paris, konnte zeigen, dass die Einnahme von 800 mg Chondroitinsulfat pro Tag über zwei Jahre das Fortschrei- ten der Gonarthrose verlangsamt. Die Auswertung der Röntgenbilder zeigte in der Placebo-Gruppe eine Abnahme der minimalen Gelenkspaltweite in zwei Jahren um 0,31 mm, während sich der Gelenkspalt in der Verum-Gruppe nur um 0,07 mm verengte. So weit so gut.
Aber STOPP konnte auch zeigen, dass dieses Ergebnis klinisch relevant ist.
Denn die Patienten, die den Wirkstoff erhalten hatten, gaben auf der VAS weniger Schmerzen an als jene der Placebo-Gruppe, und das obwohl sie deutlich weniger Schmerzmittel einnahmen. Auch in der Langzeitanwendung war Chondroitinsulfat gut verträglich. …
auch an den Händen?
Für die Gonarthrose gibt es hierzu also gute Daten. Doch wie sieht es bei der Fingergelenkarthrose aus? Professor Dr. Gust Verbruggen, Gent, und Mitarbeiter haben den Einfluss von zwei Chondroitinsulfat-Präparaten auf die Progression der Fingergelenk- arthrose mit Placebo verglichen.3 Die Gruppe hat bei 165 Patienten anhand von Röntgenbildern über drei Jahre Auftreten und Entwicklung von Osteophyten, Gelenkspaltverschmälerungen sowie Veränderungen des subchondralen Knochens verfolgt und die Resultate anhand eines Scoring- Systems ausgewertet. 46 Patienten erhielten Chondroitinpolysulfat
Die Therapie mit Chondroitinsul- fat konnte zwar das Auftreten einer Arthrose nicht verhindern, der Verlauf einer bereits bei Studienbeginn bestehenden Arthrose war aber weniger progressiv, insbesondere traten unter der aktiven Behandlung weniger häufig neue Erosionen auf.
Referenzen:
1 Michel BA et al., Arthritis Rheum 2005; 52(3): 779 – 786
2 Kahan A et al., Arthritis Rheum 2009; 60(2): 524 – 533
3 Verbruggen G et al., Clin Rheumatol 2002; 21: 231 – 243
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