Gegen Magenbeschwerden ist mehr als ein Kraut gewachsen
Wer Verdauungsbeschwerden hat, muss nicht zwingend zur Chemie greifen. Kümmel, Fenchel, Kamille und Leinsamen wirken gut.
«Pflanzen haben praktisch keine Nebenwirkungen»
Viele Pflanzen enthalten Stoffe, die gegen die Beschwerden helfen können. Roger Eltbogen, Präsident der Schweizerischen Medizinischen Gesellschaft für Phytotherapie: «Pflanzen haben praktisch keine Nebenwirkungen.» Heilkräuter kann man als Tee oder Extrakt einnehmen. Eltbogen: «Im Extrakt ist der Wirkstoff viel höher dosiert als im Tee.» Dafür ist der Tee günstiger und man kann ihn selber machen.
Völlegefühl
Heilpflanzen mit Bitterstoffen helfen. Sie steigern die Produktion des Magensafts und den Gallenfluss. Dazu gehören Tausendgüldenkraut, Wermuth, Enzian, Schafgarbe oder Löwenzahn. Hilfreich sind auch Pflanzen mit ätherischen Ölen. Ein Tee aus Fenchelfrüchten kann Krämpfe lösen und die Verdauung fördern.
Vor dem Zubereiten sollte man die Pflanzenteile leicht quetschen. Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie in Winterthur, empfiehlt zudem, einen Teil des Wassers durch Vollmilch zu ersetzen: «Das ätherische Öl löst sich so besser.»
Eine Alternative zum Tee: Kümmel- oder Fenchelsamen dem Essen beigeben. Ebenfalls gut wirkt ein Tee aus gleichen Teilen Fenchel, Pfefferminz, Kamille und Kümmel. Gegen Blähungen und Appetitlosigkeit helfen auch 4 bis 6 Gramm Rosmarinblätter als Tee.
Krämpfe im Oberbauch
Ein Tee aus frischen Melissenblättern entspannt. Rund ein halbes Dutzend davon übergiesst man mit kochendem Wasser, lässt sie 5 Minuten ziehen und trinkt täglich zwei bis drei Tassen.
Verstopfung, Durchfall
Früchte und Gemüse beugen vor. Sie enthalten viele Ballaststoffe. Auch Lein- oder Flohsamen wirken gegen Verstopfung. Koradi: «Pro Esslöffel sollte man dazu mindestens zwei Gläser Wasser trinken.» Bei Durchfall hilft Schwarztee. Wichtig: Den Tee 8 Minuten lang ziehen lassen.
Pfefferminztee kann die Beschwerden lindern. Koradi: «Man sollte ihn kühl trinken.» Achtung: Der Tee hilft nur, wenn die Übelkeit vom Magen oder Darm kommt. Bei der Reisekrankheit (Störung des Gleichgewichtsorgans) hilft Ingwertee.
Sodbrennen
Heilpraktiker empfehlen Kartoffelsaft. Er bindet die Magensäure. Auch Schleim von Leinsamen lindert das Brennen. Das Rezept: Einen Esslöffel Leinsamen in einem Viertelliter Wasser 2 bis 3 Stunden quellen lassen. Den Schleim absieben und trinken.
Reizdarm
Er äussert sich in Krämpfen, Schmerzen, Durchfall und Verstopfung. Pfefferminz- und Kümmelöl lindern Krämpfe und Schmerzen. Wichtig: Pfefferminzöl sollte man in Kapseln verwenden und nicht in flüssiger Form. Flohsamen regulieren zudem die Verdauung.
Bei allen Beschwerden warnen Experten aber vor zu langem Experimentieren. Im Zweifelsfall sollte man zum Arzt gehen. Koradi: «Die Symptome sind oft diffus.» Und: «Falsch angewendet können gewisse Pflanzen die Beschwerden verstärken.» So regt zum Beispiel Schafgarbe den Magensaft an. Das hilft bei Völlegefühl, kann aber Magen- und Sodbrennen verstärken.
Bei starken Schmerzen und Gewichtsverlust sofort zum Arzt
Hinter Bauchschmerzen können ernsthafte Krankheiten wie Dickdarm- oder Magenkrebs stecken. Magenkrebs zeigt sich oft in starken Oberbauchschmerzen und Appetitverlust, sagt Dominique Criblez, Chefarzt Spezialmedizin am Luzerner Kantonsspital: «Gewichtsverlust ist ein Warnzeichen.»
Auch wenn die Schmerzen die Nacht durch anhalten oder wenn man mehrmals erbrechen muss, sollte man einen Arzt aufsuchen.
Starke Oberbauchschmerzen könnten auch ein Symptom für Reizdarm sein. Hier lassen jedoch die Schmerzen in der Nacht meist nach.
Beim Dickdarmkrebs verändern sich die Stuhlgewohnheiten auf einmal. Criblez: «Wer plötzlich mehrmals pro Tag aufs Klo muss oder an Durchfall leidet und Blut im Stuhl hat, sollte dies abklären lassen.»
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