Samstag, 7. Februar 2015

Süssholz - gesunde Nascherei oder echte Heilpflanze

Süssholz



Dass Medizin nicht immer bitter sein muss, das beweist die Süßholzwurzel. Sie ist nicht nur essentieller Bestandteil von Lakritze, die Heilpflanze erfreut sie sich auch größter Beliebtheit als Hausmittel bei Erkältungen, Atemwegserkrankungen und Verdauungsbeschwerden. Seine medizinische Verwendung verdankt Süßholz Glycyrrhizin, einem Inhaltsstoff, der beinahe die fünfzigfache Süßkraft von Rohrzucker besitzt.

Süßholzwurzel (Lakritze bzw. Glycyrrhiza glabra)


Süßholz, auch Lakritze genannt, ist eine mehrjährige holzige Pflanze mit gefiederten Blättern aus der Familie der Schmetterlingsblütler. Die Blätter sind oftmals an der Unterseite etwas klebrig. Im Laufe der Zeit entwickelt die bis zu 1,5 m hohe Pflanze einen großen Wurzelstock mit vielen langen Wurzelausläufern. Wie der Name schon verrät, schmeckt die Pflanze außerordentlich süß. Die Wurzeln schmecken sogar 50-mal süßer als Rohrzucker. Verantwortlich dafür ist die Substanz Glycyrrhizin. Aus dem eingedickten Wurzelsaft entsteht Lakritze – die bekannte schwarze Süßigkeit, die zu Pastillen, Bonbons und Schnecken verarbeitet wird.
Die Süßholz-Staude bevorzugt ein warmes Klima und gedeiht am besten in den Subtropen. Das Hauptvorkommen liegt in den Ländern des Mittelmeerraumes, sowie in China, Rußland und in Südwestasien. Die Haupterntezeit für hochwertiges Süßholz aus Ägypten und Pakistan ist Februar, da dann der Zuckergehalt in den Wurzeln am höchsten und das Aroma am intensivsten ist.



Süßholz: gesunde Nascherei oder echte Heilpflanze?


Es ist kein Zufall, dass die Süßholzwurzel von der Universität Würzburg und der Naturschutzorganisation WWF zur Arzneipflanze des Jahres 2012 gewählt wurde. Die heilsame Wirkung der getrockneten und heiß aufgebrühten süßen Wurzelpflanze ist schon seit Jahrtausenden bekannt. Sowohl in der chinesischen Medizin als auch in der ayurvedischen Gesundheitslehre wird die Wirkung von Süßholz besonders gelobt. Aber auch hierzulande gilt die Pflanze – vor allem in der Klostermedizin – als altes wirksames Heilmittel.
Der berühmte Pharmakologe des Altertums, Dioskurides beschrieb die Heileffekte der Pflanze ausführlich in seinen Werken: als Hauptanwendungsgebiete nennt er Husten, Heiserkeit und asthmatische Beschwerden. Tatsächlich regen bestimmte Inhaltsstoffe die Bronchialschleimhaut dazu an, mehr dünnflüssiges Sekret zu bilden. Dadurch lässt sich zäher Schleim leichter abhusten, was bei Erkältungen hilfreich ist. Andere Wirkstoffe besitzen antientzündliche Effekte, vermindern die Magensäurebildung und können sogar den Magenkeim Helicobacter pylori bekämpfen.
In jüngster Zeit ist auch die Süßholzwurzel als Mittel gegen Herpes im Gespräch. In Studien wurde festgestellt, dass die Süßholzwurzel von Herpesviren befallene Zellen im Körper „enttarnt“ und diese vom Immunsystem dann entsorgt werden können. Im Labor wurden verschiedene Zellkulturen angelegt und zum Teil mit dem Herpesvirus infiziert. Alle Kulturen wurden mit Süßholzzucker behandelt. Die nicht infizierten
Zellen reagierten überhaupt nicht auf die Behandlung, die kranken Zellen jedoch starben innerhalb von neun Tagen ab. Offenbar blockert der Zucker die Produktion eines der Virusproteine, das eigentlich dafür zuständig ist, den Erreger so zu tarnen, dass die Abwehr im Körper ihn nicht entdecken.¹
Süßholzwurzel oder genauer die Glycyrrhizinsäure greift auch in den Hormonstoffwechsel des Körpers ein. Sie hemmt den Abbau des körpereigenen natürlichen Cortisolspiegels im Blut. Dieser bleibt also längere Zeit erhöht, der Aldosteronspiegel wird dadurch niedrig gehalten. Dies kann bei empfindlichen Menschen zu einem Blutdruckanstieg, Herzrasen, Durst und Kopfschmerzen, Wassereinlagerungen und gesteigertem Appetit führen. Eine Überdosierung kann u.a. zu Ödembildung und Bluthochdruck führen. Deshalb dürfen Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion, Bluthochdruck, Diabetes, Schwangere und Kinder Süßholzwurzel gar nicht oder in nur sehr geringen Mengen zu sich nehmen.
Gesunde Erwachsene sollten die tägliche Höchstmenge von 50 Gramm Lakritz (etwa 200 bis 600 Miligramm Glycyrrhizinsäure, je nach Güte der Lakritze) nicht regelmäßig überschreiten. Dies ist allerdings sowieso auch bei den Größten Lakritze-Fans sehr unwahrscheinlich, denn selbst der Konsum von zwei Kilogramm Lakritze im Jahr (exakt jener Pro-Kopf-Verbrauch, der die Niederländer zu den Lakritz-Weltmeistern Europas macht) bedeutet lediglich eine Tagesmenge von 5 Gramm.


Tee, Kosmetik, Hustensaft


Auch abseits der Süßware Lakritz ist der Extrakt der Süßholzwurzel gefragt – besonders für Tees, Erkältungsprodukte und Kosmetika wird er gerne verwendet. Verwendung findet Süßholz auch in der Getränke- und Spirituosenindustrie. Zahlreiche Softdrinks und einige alkoholische Getränke (Bier) verwenden Süßholzextrakt zur Aromatisierung. Gern wird Süßholzpulver auch zum Kochen benutzt, vornehmlich die chinesische Küche bedient sich am Süßholz – dort ist es u.a. Bestandteil zahlreicher Gewürzmischungen wie dem bekannten „Fünf-Gewürze-Pulver“.
Und natürlich wird Süßholz häufig zur Geschmacksverbesserung in Medikamenten verwendet. Außerdem ist Süßholzwurzelextrakt ist einer von vielen Aromastoffen, die Zigarettentabak beigemischt werden. Dadurch schmecken diese dann milder, außerdem verhindert der Extrakt ein brennendes und kratzendes Gefühl auf den Schleimhäuten von der Nase bis in die Lungenflügel beim Inhalieren des blauen Dunstes.
Lakritze-Tee bei Magenbeschwerden:
Ein tolles Hausrezept bei Sodbrennen, Blähungen und Bauchkrämpfen ist ein schneller Lakritzetee:
  • 1/4 Liter Wasser
  • 20 Gramm Lakritze
  • 5 Gramm Kamillenblüten
Die Kamille mit dem kochenden Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen, abseihen und die Lakritze darin unter Rühren auflösen.


Lakritz bringt Herpesviren den Tod im Schlaf



Ein Inhaltsstoff aus Lakritz kann Herpesviren auch dann unschädlich machen, wenn sie sich im Schlummerzustand befinden: Der so genannte Süßholzzucker lässt die Tarnung der versteckten Viren auffliegen, haben amerikanische Wissenschaftler entdeckt. Das löst ein Schutzprogramm bei den befallenen Zellen aus und sie begehen Selbstmord. Damit sei erstmals eine Möglichkeit gefunden, auch die inaktive Form der Viren zu bekämpfen, schreiben Francesca Curelli und ihre Kollegen von der New York University in der Fachzeitschrift Journal of Clinical Investigation (Bd. 115, Nr. 3, S. 650).


Viele Viren, darunter alle Formen der Herpesviren, lösen nicht nur akute Infektionen aus, sondern können über viele Jahre in einer getarnten Form im Körper überdauern. Sobald das Immunsystem des Betroffenen geschwächt ist, werden diese Viren wieder aktiviert und die Infektion flammt erneut auf. Während in den vergangenen Jahren immer mehr Wirkstoffe gegen aktive Virusinfektionen entdeckt wurden, können die versteckten oder auch latenten Erreger nur sehr schwer bekämpft werden. 

Süßholzzucker, auch Glycyrrhizinsäure genannt, verleiht Lakritz seinen typischen Geschmack und hat sich bereits in früheren Studien als wirksam gegen akute Herpesinfektionen erwiesen. Um zu testen, ob die Substanz auch die schlafenden Viren bekämpfen kann, behandelten die Wissenschaftler verschiedene kultivierte Zellen im Labor mit dem Zucker. Einige der Zellen waren mit dem so genannten Kaposi-Sarkom-Herpesvirus infiziert, das für die Entstehung einer bestimmten Krebsart bei Aids-Patienten verantwortlich gemacht wird. 

Während die nicht infizierten Zellen keinerlei Reaktion auf den Süßholzzucker zeigten, starben alle befallenen Zellen innerhalb von neun Tagen ab, entdeckten die Forscher. Der Grund: Der Zucker blockiert die Produktion eines der Virusproteine, die normalerweise die Entdeckung des Erregers durch die Zelle verhindern. Ohne dieses Protein bemerken die Zellen den Eindringling jedoch und ergreifen sofort die typische Gegenmaßnahmen ? sie leiten ihren eigenen Tod ein. 

Auch wenn es sich bislang nur um Laborergebnisse handelt, sind die Forscher zuversichtlich, eine vielversprechende Strategie gegen latente Virusinfektionen entdeckt zu haben. Die bislang notwendige Dosis des Lakritzzuckers ist allerdings noch viel zu hoch, um zur Behandlung von Herpesinfektionen eingesetzt zu werden. 

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